Kardinal Meisner vergleicht Abtreibung mit Holocaust

Empörung über Predigttext

 (DR)

Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner hat Abtreibungen und Sterbehilfe mit den Verbrechen von Hitler und Stalin verglichen. In seinem Predigtext vom Dreikönigstag am Donnerstag sagte er laut der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen. Und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht".
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, griff Meisner deswegen in scharfer Form an. Er habe absolut kein Verständnis für Äußerungen, bei denen Abtreibung und Sterbehilfe mit den Verbrechen des Naziregimes gleichgesetzt würden, sagte Spiegel der "Saarbrücker Zeitung". Solche Sätze seien eine Beleidigung von Millionen Holocaust-Opfern, sagte Spiegel weiter. Er forderte den Kardinal auf, sich unverzüglich von diesem Vergleich zu distanzieren.
Auch Hamburger Pastor sorgt für Eklat
Zuvor hatte bereits in Hamburg der Pastor der St.-Michaelis-Kirche, Christian Rüß, für Empörung gesorgt. Wie die "Hamburger Morgenpost" berichtete, verglich Rüß am Mittwoch in seiner Andacht die Kinder, die in der Flutwelle starben oder zu Waisen wurden, mit den Opfern einer Abtreibung in Deutschland. "Menschen fragen, wie Gott diese Flut zulassen konnte", sagte Rüß demnach während der Andacht. "Aber vielleicht hat die katholische Kirche Recht, wenn sie sagt: 'Was beschwert ihr euch?' Denn bei uns werden jedes Jahr 200.000 Kinder abgetrieben." Deutschland könne sich daher nicht als besonders kinderfreundlich hinstellen. "Wie kann man Gott anklagen und gleichzeitig, wenn man selbst die Macht hat, Leben zu erhalten, sich gegen dieses Leben entscheiden?", habe Rüß die versammelten Besucher gefragt. Mehrere von ihnen verließen daraufhin dem Bericht zufolge protestierend die Kirche.
Domradio Mitschnitt der umstrittenen Passage aus der Meisner-Predigt