Rede von Knuth Erbe, Bundesvorsitzender des BDKJ

Bericht zum XX. Weltjugendtag

 (DR)

20. November 2004 - Bei der Vollversammlung des ZdK am 19./20. November 2004 in Bonn-Bad Godesberg hielt der Bundesvorsitzende des BDKJ, Knuth Erbe, diese Rede (Redemanuskript):

Hunderttausende junge Menschen, die begeistert an einer religiösen Großveranstaltung teilnehmen. Gottesdienste, die die Millionengrenze weit überschreiten. Und mittendrin der alte Papst, der gefeiert wird. Bei jedem der Weltjugendtage in den letzten Jahren hat sich die Öffentlichkeit gefragt, was der Grund für den Erfolg dieser Veranstaltung ist und warum Papst Johannes Paul II. solche Zustimmung gerade von jungen Menschen auf sich zieht. Ist doch das landläufige Image vor allem auch in Deutschland: Kirche und Jugend haben sich nur noch wenig zu sagen.

Aber vielleicht liegt es an dem hohen Alter des Papstes, seiner persönlichen Glaubwürdigkeit und der besonderen Stimmung beim Weltjugendtag, dass kritische Anfragen nicht so deutlich im Vordergrund stehen. Nicht jeder, der dem Papst zujubelt, folgt ihm auch automatisch in allen Äußerungen.

Im nächsten Jahr im August wird der Weltjugendtag das erste Mal in Deutschland durchgeführt. Köln wird der Ort sein, an dem in der zweiten Woche die großen Veranstaltungen und Gottesdienste unter dem Motto „Wir sind gekommen, um IHN anzubeten“ mit dem Papst stattfinden werden, nachdem sich junge Menschen in der ersten Woche in allen deutschen Diözesen getroffen haben.

Dabei werden hunderttausende von Jugendlichen aus fast allen Staaten der Erde in Deutschland zu Gast sein. Sie sind damit Botschafterinnen und Botschafter einer zusammenwachsenden Welt. Deutschland kann beim Weltjugendtag zeigen, dass es ein gastfreundliches Land und offen ist für die vielen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt. Gerade die große Bandbreite aus den verschiedenen Staaten und Kulturen macht den Begegnungsteil des Weltjugendtags besonders wichtig.

Für die katholischen Jugendverbände im BDKJ ist der internationale Aspekt des Weltjugendtags eines der wichtigsten Charakteristika. Hier wollen sie auch einen speziellen Beitrag leisten, indem bestehende Partnerschaften in die Begegnung einfließen und neue Partnerschaften entstehen, die über das Ende des Weltjugendtags hinaus wirken.

Der Weltjugendtag ist sehr deutlich eine spirituelle Veranstaltung, bei der die Gottesdienste und Katechesen im Vordergrund stehen. Er ist aber eben eine große Chance für die internationale Begegnung. Er ist ein Beitrag zur positiven Gestaltung der Globalisierung.

Mit dem Weltjugendtag kann der Globalisierung ein fröhliches und sympathisches Gesicht verliehen werden. So ist auch die Aufforderung von Papst Johannes Paul II. an die Jugendlichen beim Weltjugendtag 2002 in Toronto zu sehen: Seid Baumeister einer Zivilisation der Liebe und der Gerechtigkeit.

Der Weltjugendtag steht eben nicht nur für eine rein binnenkirchliche Fixierung, sondern will auch den Blick nach draußen weiten. Der Auftrag zur Weltgestaltung mit und durch junge Menschen gehört mit zu seiner Botschaft. Der Papst hat dieses in seinen Botschaften und Ansprachen während der Weltjugendtage immer wieder hervorgehoben.

Diese Aussage gerät in der öffentlichen, aber auch kirchlichen Wahrnehmung immer wieder ins Hintertreffen. Um dem entgegenzuwirken, haben die Verantwortlichen seit dem Weltjugendtag 2002 in Toronto versucht, diesen Aspekt stärker zu implementieren.

So wird beim Weltjugendtag 2005 in Deutschland ein Tag des sozialen Engagements durchgeführt, der das gemeinsame Handeln aus dem christlichen Glauben heraus erfahrbar machen soll. Die Feier des Glaubens und das Handeln aus dem Glauben sind aufeinander angewiesen.

Die katholischen Jugendverbände im BDKJ, die für diese Dimension des christlichen Glaubens besonders stehen, werden hier einen wichtigen Beitrag liefern. Wir bereiten uns darauf mit unserer Aktion Magnifikat inhaltlich vor.

Mit den vielen jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dem Papst und den vielen Kardinälen und Bischöfen aus der ganzen Weltkirche wird der Weltjugendtag im nächsten Jahr das kirchliche Highlight in Deutschland werden. Die Öffentlichkeit wird im Sommer 2005 auf die katholische Kirche in diesem Land schauen und das Bild der Kirche wird in der weiteren Zukunft auch vom Gelingen des Weltjugendtags abhängen.

Der Weltjugendtag ist somit nicht nur eine Veranstaltung, die die kirchliche Jugendarbeit tangiert, sondern in der Verantwortung der gesamten Ortskirche in Deutschland liegt. Er ist auch eine Chance für das ganze Land, sich als gastfreundlich und aufgeschlossen zu erweisen. Gerade hier brauchen wir Ihre Unterstützung aus den Verbänden und Räten.

Die katholischen Jugendverbände wollen mit ihrem Engagement deutlich machen, dass unsere Ortskirche sehr deutlich vom Laienengagement geprägt ist. Ohne dieses Engagement ist ein kirchliches Leben kaum vorstellbar. „Kirche lebt mit uns“ gilt deshalb auch für den Weltjugendtag.

Selbstverständlich kann bei der Durchführung des Weltjugendtags auch kritisch hinterfragt werden, ob der sehr große Aufwand in einem realen Verhältnis zum erwarteten Ergebnis stehen wird.

Der organisatorische, konzeptionelle und natürlich auch finanzielle Aufwand ist erheblich und führt die deutsche Ortskirche an ihre Grenzen. Umso mehr sind mit dem Weltjugendtag auch hohe Erwartungen verknüpft. Das kirchliche Leben soll in Deutschland deutlich lebendiger werden, und auch bei den geistlichen Berufungen erhoffen sich viele einen spürbaren Zuwachs.

Der Weltjugendtag kann aber nicht die Lösung aller pastoralen und kirchlichen Probleme unserer Ortskirche sein. Man kann nicht alle Hoffnungen und Sehnsüchte auf ihn projizieren. Das würde diese Veranstaltung deutlich überfordern. Der BDKJ hat vor den zu starken Erwartungen immer gewarnt.

Aber der Weltjugendtag in Deutschland soll ein Weltjugendtag mit Wirkung sein. Er kann und wird dann zu einer Wirkung führen, wenn es gelingt, die Erfahrungen des Weltjugendtags auch wieder in den Alltag zu übertragen. Der Weltjugendtag ist nicht das alleinige Ziel aller kirchlichen Jugendarbeit. Es hat auch schon vorher das Engagement von jungen Menschen gegeben und dieses wird es auch nach dem Weltjugendtag weiterhin geben.

Der Weltjugendtag dient der Aufgabe, mit jungen Menschen Glaube und Kirche zu leben und eine weltweite Gemeinschaft erfahrbar zu machen. Wenn der Weltjugendtag mit diesem Anliegen gestaltet wird, wird er auch in Deutschland nicht ohne Wirkung bleiben.