Köln erlebt gigantische Wallfahrt - 400.000 Pilger wollen am Schrein vorbei

Weltjugendtag auf den Spuren der Hl. Drei Könige

 (DR)

Eine Wallfahrt sprengt alle Dimensionen: von der Bastei zum Dom, über die Hohenzollernbrücke bis zum Tanzbrunnen auf der anderen Rheinseite. Knappe drei Stunden brauchen die Jugendlichen für die Strecke. Im Dom führt die Pilgerroute am Schrein der Heiligen Drei Könige vorbei. Die Weltjugendtagsbesucher wurden so eingeteilt, dass von morgens bis spät in die Nacht ein nicht abreißender Pilgerstrom die Wallfahrtsroute entlangfließt. „Bei diesen Massen müssen wir einfach lenken“, so der weltjugentags-Freiwillige Matthias Kubatko. Besonders schlimm sei es bei Beginn seiner Schicht um sechs gewesen. „Da kamen all die Kölner, die hier lang mit dem Fahrrad zu Arbeit fahren.“

Doch Matthias und seine Kollegen haben noch Glück. Erstens, weil ihre Schicht um 16 Uhr endet, die Ablösung dann aber bis nachts arbeiten muss, und zwar „open end“. Außerdem haben die Pilger am breiten Rheinufer genügend Platz. Sein Kollege an einer der Absperrungen neben dem Dom kriegt dagegen einen kräftigen Hieb auf die Nase, als er das Gitter, das die Massen kanalisiert, wieder zurechtrückt. Ein Versehen, aber weh tat es trotzdem. Doch es bleibt bei diesem harmlosen Zwischenfall. Die Pilger sind friedlich und gut gelaunt, obwohl sie vor dem Dom eine gute Stunde warten müssen. Einer der Männer mit dem blauen Security-T-Shirt, Christian Henning, sagt, alle Pilger seien sehr freundlich. Nur einige wenige Kölner beschwerten sich. „Aber wir haben doch gutes Wetter. Was will man da mehr?“, sagt Henning. Eine Gruppe aus Panama singt, Brasilianer trommeln und tanzen. Nur die deutschen Pilger verhalten sich eher ruhig in der Schlange.

In der Kathedrale werden alle für das Warten belohnt: Weil immer nur eine bestimmte Anzahl hineingelassen wird, hat man Platz – so viel Platz, dass einige Japaner sogar in aller Ruhe fotografieren. Alle Bänke sind herausgeräumt worden, ein Kinderchor singt. „Es geht hier sehr andächtig zu“, urteilt Markus Schmidt, Kaplan aus Wetzlar. Das ergänze sich gut mit der ausgelassenen Stimmung draußen, sagt Schmidt.

Am Tanzbrunnen auf der anderen Rheinseite findet schließlich der Abschlussgottesdienst statt – im Stundentakt. „Bitte benutzt den rechten Ausgang, hier vorne stehen schon die nächsten 10.000“, tönt es aus dem Lautsprecher. Doch vor dem Einlass werden nochmal alle Rucksäcke kontrolliert. Und dann dürfen die Pilger endlich wieder das tun, was sie scheinbar ununterbrochen tun wollen: Singen und Fahnen schwenken.
(mvo)


Ein Stimmungsbericht von Roman Stumpf.