Wichtige Daten zur Geschichte der Reformation

Reformationstag (dpa)
Reformationstag / ( dpa )

1517: Der Augustinermönch und Theologieprofessor in der neuen sächsischen Landesuniversität Wittenberg, Martin Luther, veröffentlicht 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasshandels, zunächst gedacht für die innertheologische Debatte. 1518: In Rom wird ein Ketzerprozess gegen Luther eingeleitet. Die Verhandlung findet in Augsburg statt, wo Luther von Kardinal Thomas Cajetan im Auftrag des Papstes vernommen wird. 1520: Da Luther nicht nachgibt, antwortet Papst Leo X. mit der Bannandrohungsbulle Exsurge Domine. Demonstrativ verbrennt Luther diese Bulle in Wittenberg zusammen mit anderen gegnerischen Schriften. Im Laufe des Jahres veröffentlicht der Reformator zudem zentrale reformatorische Schriften wie "An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung", "De captivitate Babylonica ecclesiae" und "Von der Freiheit eines Christenmenschen". Der neu erfundene Buchdruck ermöglicht eine zuvor nie gekannte Verbreitung. Das Tischtuch zwischen Reformern und Papstkirche zerreißt. Luther nennt den Papst den Antichristen. 1521: Papst Leo X. erlässt die Bulle, in der Luther unter Bannandrohung aufgefordert wird, seine Thesen zu widerrufen. Der ursprünglich religiöse Streit wird politisch, weil der Kaiser Schirmherr der Kirche ist. Auf dem Reichstag von Worms verhört Kaiser Karl V. den Wittenberger. Der Reformator verweigert den Widerruf unter Berufung auf das Evangelium und sein Gewissen. Darauf schließt sich Karl V. der Verurteilung durch den Papst an und erlässt das Wormser Edikt, mit dem die Reichsacht gegen Luther verhängt wird. Unterstützung erhält der Reformator von einigen Reichsfürsten und -städten, die ihrerseits vergeblich ein Nationalkonzil fordern. Luther flieht unter dem Schutz des sächsischen Kurfürsten auf die Wartburg, wo er das Neue Testament ins Deutsche überträgt. 1520er Jahre: Die evangelische Bewegung verbreitet sich in Deutschland und Europa. Bei den Reichstagen formen sich die Fronten zwischen katholischen und evangelischen Fürsten. Letztere profitieren davon, dass der Kaiser ihre Zustimmung zu Steuern für die Türkenabwehr braucht. 1525: Im Bauernkrieg berufen sich die aufständischen Bauern auf Luther und die Heilige Schrift: Die bäuerlichen Forderungen nach Aufhebung des kleinen Zehnten und der Leibeigenschaft werden mit dem göttlichen Recht begründet. Radikale Anhänger der Reformation wie Thomas Müntzer und die Zwickauer Propheten fordern unter Berufung auf das Evangelium eine soziale Revolution. Nach anfänglicher Zustimmung verurteilt Luther die Bauern scharf und ruft die Fürsten auf, die «mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern» zu töten, «wie man einen tollen Hund erschlagen muss». Aus Sicht vieler Historiker bedeutete der Bauernkrieg eine Wende: Der Protestantismus habe seinen revolutionären Geist verloren; Luther habe seine Reform zunehmend auf die Obrigkeit und die Fürsten gestützt. 1526: Auf dem Reichstag in Speyer reklamieren pro-reformatorische Landesherren die eigene Verantwortung in der Religionsfrage. Länder wie Hessen und Sachsen beginnen mit der Einführung der Reformation in ihren Territorien. 1529: Im Protestantismus haben sich schnell verschiedene Richtungen ausgeprägt, die im Marburger Religionsgespräch wieder zusammengebracht werden sollen. Vor allem um die Bedeutung des Abendmahls gibt es seit spätestens 1527 einen heftigen Streit zwischen Luther und Zwingli. Die Versöhnungsbemühungen zwischen Lutheranern und Reformierten bleiben erfolglos. 1530: Auf dem Reichstag in Augsburg versucht Karl V., die Glaubensfragen auf Reichsebene zu klären: Lutherische Theologen legen dafür die von Melanchthon verfasste Confessio Augustana vor. Der Kaiser und die Reichstagsmehrheit weisen diese Schrift zurück. 1531: Die evangelischen Fürsten und Städte gründen den Schmalkaldischen Bund als militärisches Defensivbündnis. 1535: Das Täuferreich in Münster wird durch Truppen des Fürstbischofs Franz von Waldeck zerschlagen. Das Täufertum war ein radikaler Zweig der Reformation. Es lehnte die Kindertaufe ab und verkündete die unmittelbare Wiederkunft Jesu Christi. Als "Auserwählte Gottes" forderten die Täufer von ihren Anhängern die Beobachtung strengster Sittengesetze, die Absonderung von der "sündigen" Welt und die Ablehnung aller öffentlichen Verpflichtungen. 1546: Luther stirbt. 1546/47: In einer für ihn politisch günstigen Situation versucht Karl V., den Protestantismus im Schmalkaldischen Krieg zurückzudrängen. Der Krieg endet für den Kaiser teilweise erfolgreich. Es folgt die Rekatholisierung der Reichsstädte. 1548: Auf dem Augsburger Reichstag versucht Karl V., eine neue Basis für eine religiöse Einigung herzustellen. Inhaltlich gesteht das sogenannte Augsburger Interim den evangelischen Ständen die Priesterehe und den Laienkelch zu; ansonsten sollten aber die katholischen Traditionen verbindlich bleiben. Die Lösung wird von Katholiken wie Protestanten abgelehnt. Die Reformation lässt sich nicht mehr rückgängig machen. 1545-1563: Auf dem Konzil von Trient beschließt die katholische Kirche eigene Reformen. Dabei verurteilt sie die Reformation und bekräftigt ihre Auffassung von den Sakramenten und der kirchlichen Autorität. Gleichzeitig präzisiert sie ihre Lehre, reformiert die Priesterausbildung und setzt verstärkt auf Bildung. Die sogenannte Gegenreformation wird vor allem von den Jesuiten vorangebracht. 1555: Der Augsburger Religionsfriede gibt den Landesfürsten endgültig das Recht, auf ihrem Gebiet die Konfession zu bestimmen. "Cuius regio, eius religio" ("wessen Gebiet, dessen Religion") wird zur Grundlage der konfessionellen Spaltung im Reich. 1618-1648: Im Dreißigjährigen Krieg kulminiert der religiöse Konflikt zum brutalen europäischen Krieg. Allerdings mischen sich religiöse Fragen mit politischen Interessenkonflikten. Auf dem deutschen Kriegsschauplatz mischen auch Dänen, Franzosen, Schweden, Niederländer und Spanier mit. Im Westfälischen Frieden wird auch die reformierte Konfession als gleichberechtigt anerkannt. (kna, 31.10.2017)