Hintergrund: Haiti

Haiti auf einer Landkarte / © hyotographics (shutterstock)
Haiti auf einer Landkarte / © hyotographics ( shutterstock )

Das karibische Haiti mit seinen rund 10,8 Millionen Einwohnern und seinen zuletzt vermehrt auftretenden Naturkatastrophen ist das ärmste Land Amerikas. Im 18. Jahrhundert war noch das Gegenteil der Fall: Der Gesamtwert der Ein- und Ausfuhren der damaligen französischen Kolonie umfasste damals ein Viertel des gesamten Handelsvolumens des Mutterlandes Frankreich. Um die expandierenden Zuckerrohr- und Baumwollfelder zu bewirtschaften, wurden pro Jahr bis zu 30.000 Sklaven aus Afrika nach Haiti gebracht.

Wirtschaftliche Motive waren ein Grund für die Widerstände gegen eine Autonomie des Karibikstaates, der sich 1804 für unabhängig erklärte. Als erster europäischer Staat erkannte der Kirchenstaat 1860 die "Republik der Schwarzen" an. Politische Instabilität, fortschreitende Umweltzerstörung und Überbevölkerung führten zu einer Verelendung. Diktatoren, korrupte Regierungen und bewaffnete Banden beherrschen das Land seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Konstellationen.

Besonders brutal war die fast 30 Jahre währende Diktatur von Francois Duvalier (1907-1971), genannt "Papa Doc", und seinem Sohn Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier (1957-1986). Nach dem Sturz des linkspopulistischen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide, eines früheren katholischen Priesters, 2004 versuchten UN-Missionen bis zum vergangenen Herbst, die staatliche Ordnung in Haiti aufrechtzuerhalten.

Verheerende Verwüstungen in dem ohnehin krisengeschüttelten Land richtete im Januar 2010 ein schweres Erdbeben an. Dabei kamen laut offiziellen Angaben rund 300.000 Menschen ums Leben. Haitis katholische Kirche, die zu den wenigen funktionsfähigen Organisationen im Land gehört, schätzte die Zahl der Toten auf bis zu eine halbe Million. (KNA / 09.01.2020)