Marx verzichtet auf Verdienstorden

 (DR)

Nach Kritik mehrerer Betroffener sexuellen Missbrauchs hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx kurzfristig von der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Abstand genommen. Die Ehrung hätte am 30. April in Schloss Bellevue stattfinden sollen.

"Die Kritik, die nun von Menschen geäußert wird, die von sexuellem Missbrauch im Raum der Kirche betroffen sind, nehme ich sehr ernst, unabhängig von der Richtigkeit der einzelnen Aussagen in Offenen Briefen und in der medialen Öffentlichkeit", schrieb Marx nach Angaben seiner Pressestelle. Er fühle sich persönlich und auch als Amtsträger der Kirche der Aufarbeitung verpflichtet.

Nach Bekanntwerden der geplanten Auszeichnung hatten Missbrauchsbetroffene aus Köln und aus Trier diese mit Blick auf die nicht aufgearbeitete Rolle von Marx in mehreren Missbrauchsfällen öffentlich infragegestellt. Ein Mitglied des Kölner Betroffenenbeirats kündigte in einem Protestbrief an, im Falle einer Ordensverleihung an Marx werde er sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben. Dies sollten dann auch andere tun.

In ersten Reaktionen begrüßten einige Betroffene den Verzicht auf die Auszeichnung. Missbit-Sprecher Hermann Schell sagte, das zeige, dass Marx die Kritik sehr ernst nehme. Ihn störe aber aber, dass der Kardinal inhaltlich bisher nicht weiter Position zu den vorgebrachten Kritikpunkten beziehe.

Der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, äußerte auf Twitter "Respekt!" für die Entscheidung des Kardinals. Er selbst hatte im April zusammen mit Jesuitenpater Klaus Mertes das Bundesverdienstkreuz erhalten. (KNA/28.04.2021)