Jesuiten verlassen das österreichische Linz

Nach 400 Jahren

Nach über 400 Jahren werden die Jesuiten Ende Juli das österreichische Linz verlassen. Grund dafür ist unter anderem fehlender Ordensnachwuchs. Der Jesuitenorden ist seit 1600 in der oberösterreichischen Landeshauptstadt tätig.

Linz an der Donau / © saiko3p (shutterstock)

Das sagte Provinzial Bernhard Bürgler der Zeitung "Kurier" (Sonntag). "Wir werden weniger und wir werden älter. Von daher müssen wir uns konzentrieren", so der Pater. "Der Abschied von Linz ist sehr schmerzlich."

Pater Bernhard Bürgler / © SJ-Bild (Jesuiten)
Pater Bernhard Bürgler / © SJ-Bild ( Jesuiten )

Zudem sei es kein vollständiger Bruch mit Linz, da der Orden weiterhin das örtliche Aloisianum betreibe, eine Netzwerkschule im Verband der Jesuitenschulen in Österreich und Deutschland.

Klimaschutz als ein zentrales Thema

Künftig wolle sich der Jesuitenorden auf die Themen Gerechtigkeit, Jugend und Klimaschutz konzentrieren, hieß es. Bürgler verwies auf Pater Jörg Alt, bekanntester Vertreter der Jesuiten im deutschsprachigen Raum beim Thema Klimaschutz, der auch an Protesten der Klimaaktivisten "Letzten Generation" teilnahm und gegen den deswegen ein Strafprozess eingeleitet wurde.

Eine Polizistin fotografiert vor einem Polizeiwagen die Hände von Jörg Alt (l.) / © Christian Wölfel (KNA)
Eine Polizistin fotografiert vor einem Polizeiwagen die Hände von Jörg Alt (l.) / © Christian Wölfel ( KNA )

"Ich trage das mit als eine Form des Engagements", kommentierte Bürger. "Es ist mir natürlich wichtig, dass das gewaltlos ist und nichts und niemanden beschädigt." Im Orden gebe es unterschiedliche Zugänge und Methoden zum Klimaprotest, sagte der Provinzial.

Kirchenkrise als Grund für fehlenden Nachwuchs

Die Zentraleuropäische Provinz umfasst 384 Jesuiten in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Litauen-Lettland, die Zentrale ist in München. Den Mitgliederrückgang erklärte Bürgler mit der Krise der Kirche. Es gebe zwar Menschen, die sich gerne engagierten und die Spiritualität der Jesuiten schätzten, sich aber nicht lebenslang binden wollen würden.

Auch die Gelübde Armut, Ehelosigkeit, Keuschheit und Gehorsam zu leben, sei für Jüngere möglicherweise schwieriger als früher. Mit Blick auf Interessierte wurden in Frankfurt am Main und Innsbruck "Zukunftswerkstätten" gegründet für junge Erwachsene auf der Suche.

Der jesuitische Papst

Über Franziskus, den ersten Jesuiten der Kirchengeschichte im Papstamt, sagte Bürgler, man merke ihm das "Jesuitische" an. Zugleich sei er nicht der Reformer und "in theologischen Positionen nicht so fortschrittlich, wie man zuerst gedacht hat oder wie man ihn gerne hätte".

Vieles könne der Papst aber auch nicht sofort umsetzen, da die Kirche bunter sei, als von außen wahrgenommen. "Natürlich hat er auch mit viel Widerstand zu kämpfen, in Rom und darüber hinaus. Das bremst alles."

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA