Bewunderung und Sorge um russische Kriegsgegnerin

"Größter Hoffnungsschimmer dieser Zeit"

Die Aktion einer russischen Journalistin, die im Staatsfernsehen live während der Hauptnachrichten gegen den Krieg in Ukraine demonstriert hat, findet viel Anerkennung. Wie es mit der inzwischen verhafteten Frau weitergeht, ist unklar.

Die Protestaktion von Marina Ovsyannikova während der abendlichen Hauptnachrichtensendung am Montag 14.03.2022 um 21.00 Uhr Moskauer Zeit (19.00 Uhr MEZ) des russischen Staatsfernsehen. / © SCREENSHOT/Social Media (dpa)
Die Protestaktion von Marina Ovsyannikova während der abendlichen Hauptnachrichtensendung am Montag 14.03.2022 um 21.00 Uhr Moskauer Zeit (19.00 Uhr MEZ) des russischen Staatsfernsehen. / © SCREENSHOT/Social Media ( dpa )

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat seine Bewunderung für die Aktion einer Kriegsgegnerin in einer Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehens zum Ausdruck gebracht. "Die Welt hat eine Heldin mehr, die Geschichte machen könnte", schrieb der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstagmorgen bei Facebook.

Heinrich Bedford-Strohm / © Jens Schulze (epd)
Heinrich Bedford-Strohm / © Jens Schulze ( epd )

Während der Live-Sendung der Hauptnachrichten des russischen Staatsfernsehens hatte die Frau am Montagabend ein Schild ins Kamerabild gehalten und mehrmals laut "Nein zum Krieg" gerufen, um gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu protestieren. "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" lautete die Aufschrift auf dem Protest-Banner. "Angesichts der totalen Irreführung der russischen Bevölkerung gehört für mich diese Aktion zu den größten Hoffnungsschimmern dieser Zeit. Meine Bewunderung für den Mut dieser Frau kennt keine Grenzen", schrieb Bedford-Strohm bei Facebook.

Laut Medienberichten soll es sich bei der Frau um eine Mitarbeiterin des Fernsehsenders namens Marina Owsjannikowa handeln. Sie soll inzwischen von der Polizei festgenommen worden sein. Sie hatte demnach ihre Protestaktion zuvor in sozialen Netzwerken angekündigt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Verwendung des Begriffs "Krieg" im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine unter Strafe gestellt.

Deutsche Autorenvereinigung fordert sofortige Freilassung

Das deutsche PEN-Zentrum hat die sofortige Freilassung der TV-Journalistin Maria Ovsyannikova gefordert. "Berichte über Kriegsverbrechen dürfen nicht zensiert werden. Erst wenn die Weltöffentlichkeit Kenntnis über die militärische Brutalität in der Ukraine wie auch im Irak erhält, ist es möglich, diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuprangern und zu verurteilen", erklärte PEN-Vizepräsident Ralf Nestmeyer am Dienstag in Darmstadt.

Ovsyannikova war laut Medienberichten unmittelbar nach ihrer Friedensaktion verhaftet worden. Die Autorenvereinigung PEN zog eine Parallele zum Whistleblower Julian Assange, der geheime Militärinformationen der USA veröffentlicht hatte. Beide Fälle zeigten, so PEN, wie überlebenswichtig Meinungsfreiheit und journalistische Unabhängigkeit für demokratische Gesellschaften seien. Das deutsche PEN-Zentrum in Darmstadt ist eine von weltweit mehr als 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists.

Spenden für Opfer des Krieges in der Ukraine

Viele Menschen möchten den Opfern des Krieges in der Ukraine möglichst konkret helfen. Fachleute halten Geldspenden beinahe immer für den besseren Weg als Sachspenden. DOMRADIO.DE hat eine Liste mit Spendenmöglichkeiten erstellt.

Wer einen Geldbetrag spenden möchte, sollte diesen am besten einer oder maximal zwei Organisationen zukommen lassen. Das mindert den Werbe- und Verwaltungsaufwand der Organisationen.

DOMRADIO.DE empfiehlt Spenden an folgende Hilfsorganisationen:

 

Caritas International

Hilfsbereitschaft für die Ukraine / © Halfpoint (shutterstock)
Hilfsbereitschaft für die Ukraine / © Halfpoint ( shutterstock )
Quelle:
epd