50. Geburtstag von Hape Kerkeling

Der Pilger in uns allen

Er ist der beliebtste deutsche Komödiant - und Autor des Bestsellers "Ich bin dann mal weg", sein Pilgerbericht vom Jakobsweg. Hape Kerkeling wurde gestern 50 Jahre alt.

Hape Kerkeling (dpa)
Hape Kerkeling / ( dpa )

"Hurz!" Der Mann hatte immer schon ein Gespür für Timing - auch abseits seiner vielen inzwischen legendären TV-Auftritte. Wie sonst ist zu erklären, dass sein 2006 erschienener Bestseller "Ich bin dann mal weg" über seine Wanderung auf dem Jakobsweg mit dem modernen Pilgerboom rund um das spanische Santiago de Compostela zusammenfiel. Auch der Termin für sein neues Werk "Der Junge muss an die frische Luft" ist gut gewählt: Am Dienstag wurde Hans-Peter Kerkeling, genannt Hape, 50 Jahre alt. Und gerade erst wurde er in einer Umfrage zum beliebtesten deutschen Komödianten gewählt - mit großem Abstand vor Mario Barth und Dieter Nuhr.

Der Wolf, das Lamm, hurz!

Für den gemeinen Fernsehzuschauer sind Kerkeling und die von ihm ersonnenen Figuren längst zu treuen Begleitern geworden. Es macht schlicht Spaß, mit Hape älter zu werden. In den 1980ern betrat er als Vorschulkind Hannilein die TV-Bühne. Zu Beginn der 90er-Jahre sorgte er als polnischer Tenor Miroslav Lem gemeinsam mit Pjotr Stjonek alias Achim Hagemann am Flügel für Furore, zunächst vor unwissenden Zuschauern im Ratssaal der norddeutschen Gemeinde Stuhr.

Die dort aufgeführten Liedzeilen "Der Wolf, das Lamm, auf der grünen Wiese - das Lamm schreit: Hurz" werden zusammen mit den Reaktionen des Publikums vermutlich auch dann noch komisch sein, wenn sich alle aktuellen Stand-up Comedians und Spaßkanonen ins Witze-Nirwana katapultiert haben. Für Kerkeling und seine Fans folgten unter anderem eine Vorfahrt als niederländische Königin Beatrix und kleinere Perlen wie der durchgeknallte Kleingärtner Riko Mielke oder der pöbelnde finnische Rapper R.I.P.Uli ("Helsinki is Hell").

Begegnung mit Gott

Die Idee zum Geniestreich Horst Schlämmer, dem stellvertretenden Chefredakteur des "Grevenbroicher Tagblatts" mit akuter Schnappatmung, kam Kerkeling just auf jener Reise als Jakobspilger, die für ihn auch in anderer Hinsicht zu einem besonderen Erlebnis wurde, wie er einmal der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erzählte. "Wenn Sie über Wochen wandern und irgendwann gedankenlos und still, leer, laufen, passiert was Ungewöhnliches." Das könne dann eben auch eine Begegnung mit Gott sein.

Religion ist dem gebürtigen Recklinghäuser mit Wohnsitz in Berlin von Kindesbeinen an vertraut und bis heute wichtig. Die Beziehung zur katholischen Kirche jedoch wurde früh und unabhängig von seinem Outing durch Rosa von Praunheim 1991 zutiefst erschüttert. Grund war die Selbsttötung seiner Mutter Margret 1973. Um ihr ein kirchliches Begräbnis zu ermöglichen, verschleierte die Familie die Todesursache.

Der trauernde und verstörte Hape verstand die Welt nicht mehr.

Der Moment, an dem alles gesagt ist

"Eine religiöse Organisation, die ein achtjähriges Kind, statt ihm bedingungslos und hilfreich zur Seite zu stehen, durch einen verwirrenden Regelkanon in einen unerträglichen Gewissenskonflikt treibt, hat ihre Daseinsberechtigung in meinen Augen verspielt", wird er gut vier Jahrzehnte später in "Der Junge muss an die frische Luft" festhalten.

Dass er mit dieser traurigen Episode aus seiner Jugend einen medialen Hype auslösen würde, dürfte Kerkeling klar gewesen sein. Dass er sich seither Interviewanfragen konsequent entzieht, erscheint nur auf den ersten Blick verwirrend. Vielleicht zeigt sich darin lediglich ein weiteres Mal das Taktgefühl des Entertainers, den Moment abpassen zu können, an dem alles gesagt und getan ist. "Nein, ich möchte nicht", würde Gisela hauchen, eine weitere von Hapes Figuren.

Was kommt?

Und so bereitet der Star, der gleich zweimal die Moderation von "Wetten, dass..?" ablehnte und stattdessen Formate wie die Tanzshow "Let's dance" moderierte, Horst Schlämmer-Fans behutsam auf einen Abschied von ihrem Idol vor. Was dann kommt? Ein Ausbau seines humanitären Engagements etwa für die Deutsche Aids-Stiftung? Oder einer seiner zugegebenermaßen nicht immer komplett massentauglichen

Kino- und TV-Filme? Oder doch eine neue Kreatur aus Kerkelings scheinbar unerschöpflichen Universum an schrägen Vögeln? Man weiß es nicht. Oder wie er in seinem Film "Kein Pardon" singt: "Das ganze Leben ist ein Quiz und wir sind nur die Kandidaten."


Quelle:
KNA