Bischof Oster sieht größten Umbruch seit Reformation

"Was gut ist pflegen und bewahren"

Der Passauer Bischof Stefan Oster erklärt in einem Interview mit der Mediengruppe Bayern, wie er die katholische Kirche in Deutschland wahrnimmt und wie er die Zukunft sieht. Seine Position im aktuellen Reformprozess untermauert er.

Bischof Stefan Oster / © Maria Irl (KNA)
Bischof Stefan Oster / © Maria Irl ( KNA )

Die Kirche in Deutschland ist nach Worten des Passauer Bischofs Stefan Oster in den größten Umbruchszeiten seit der Reformation. Die Kirche der Zukunft werde vermutlich weniger flächenpräsent sein. Menschen, die in einem "gegenwärtigen Säkularisierungsdruck" ihren Glauben leben wollten, schlössen sich zusammen, lernten und beteten miteinander.

Es stellten sich insgesamt Fragen wie: "Wo und wie können wir Seelsorge im herkömmlichen Sinn weiter bedienen oder wo lassen wir manches, weil wir merken, das ist vielleicht sogar ein totes Pferd? Und wo können wir neue Wege gehen?" Oster betonte, dass er die Volkskirche nicht abschreibe. "Ich bin selbst ein Kind der Volkskirche und will auch das, was gut ist, pflegen und bewahren."

Liberalisierung sei keine Lösung

Er denke jedoch nicht, "dass wir dem Megatrend der Säkularisierung in der Gesellschaft am besten begegnen, wenn wir einfach das Stichwort Liberalisierung oben drüber schreiben". Das sei keine Lösung. "Im Gegenteil, ich glaube eher, das würde unsere Auflösungserscheinungen beschleunigen."

Oster ist einer von vier Bischöfen, die innerhalb des Reformdialogs der katholischen Kirche in Deutschland weiterhin nicht am Synodalen Ausschuss teilnehmen. Dieses Gremium soll unter anderem bis 2026 die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien gemeinsam über wichtige innerkirchliche Fragen in Deutschland beraten und beschließen wollen.

Ungleiche Ansichten

In dem Interview sagte Oster jetzt: "Ich kann den Papst verstehen, was er mit Synodalität meint. Das ist deutlich unterschiedlich von dem, was in Frankfurt passiert ist beim deutschen Synodalen Weg. Der ist sehr viel stärker politisch orientiert gewesen und auf Durchsetzung von bestimmten Positionen, bei denen von vornherein feststand, wohin es hingehen soll. Das ist völlig anders, als wenn der Papst in Rom sagt, wir sind hier im geschützten Raum und wir reden, beten, schweigen, fragen und antworten."

Er wünsche sich zugleich, "dass die Dinge, die wir längst verändert oder Initiativen, die wir neu begonnen haben, auch jenseits eines Schubladendenkens wahrgenommen würden", so Oster. "Ich versuche zunächst einmal treu zu sein, dem, was ich bei der Weihe versprochen habe. Was die Kirche in den entscheidenden Punkten sagt, versuche ich, inhaltlich und spirituell zu vollziehen. Das Ringen um die eigene Glaubwürdigkeit macht aber leider noch nicht, dass die Menschen jemanden schon im rechten Licht sehen."

Quelle:
KNA