Missbrauchsrisiko in der Kirche auf gleichem Niveau

Die Kirche bleibe ein "gefährlicher Ort"

Die Priesterstudie der Bischofskonferenz sorgt für Kopfschütteln. Die Initiative für Missbrauchsbetroffene "Eckiger Tisch" sieht darin eine Befürchtung für die Zukunft der Kirche bestätigt. Sie bleibe weiterhin ein gefährlicher Ort.

Die Evangelische Kirche in Deutschland veröffentlicht im Januar 2024 eine umfassende Studie zum Thema sexualisierte Gewalt / © Heike Lyding (epd)
Die Evangelische Kirche in Deutschland veröffentlicht im Januar 2024 eine umfassende Studie zum Thema sexualisierte Gewalt / © Heike Lyding ( epd )

Für Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche wird sich nach Worten eines Betroffenenvertreters in den kommenden Jahren wenig ändern. Da bislang alle Reformbemühungen stecken geblieben seien, blieben alle Risikofaktoren für Missbrauch bestehen "und die Kirche damit strukturell weiterhin ein ähnlich gefährlicher Ort für Kinder und Jugendliche", sagte der Sprecher der Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Geändert habe sich bislang nur das Bewusstsein dafür in der Gesellschaft beziehungsweise unter den Laien.

Katsch reagierte damit auf die Veröffentlichung einer Studie der Deutschen Bischofskonferenz über die sozial-religiösen Herkünfte und Motivlagen neugeweihter Priester am selben Tag. Wichtige Erkenntnisse der Umfrage mit dem Titel "Wer wird Priester?" waren unter anderen, dass Priester in ihrer Ausbildung mehr Wert auf spirituelle Themen statt solche der Kirchenverwaltung legen, sowie, dass Reformanliegen wie die Frauenweihe oder eine Änderung kirchlicher Hierarchien in der Priesterschaft nur von einer Minderheit geteilt wird. Die Missbrauchskrise wird von einer Mehrheit der Priester als Punkt genannt, der Menschen davon abhalten könne, das Priesteramt anzustreben.

Priester "rückwärtsgewandt gesinnt"

Das Ergebnis der Studie sei für die Kirche "absolut verheerend", so Katsch. "Was nützen alle Präventionsanstrengungen der Laien, wenn die nächste Generation von Priestern so rückwärtsgewandt gesinnt ist, wie es die war, die von der MHG-Studie als Teil des Problems beschrieben wurde." Mit der 2018 veröffentlichten MHG-Studie wollte die katholische Kirche in Deutschland das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche ermitteln sowie kirchliche Strukturen und Dynamiken identifizieren, die Missbrauchsgeschehen begünstigen können. Das Kürzel MHG steht für die Standorte der drei Forschungsinstitute in Mannheim, Heidelberg und Gießen.
 

Quelle:
KNA