Kirchen dringen auf den Schutz von bedrohten Menschen

"Würde unantastbar"

Im September wird die bundesweite Interkulturelle Woche veranstaltet. Hochrangige Vertreter der Kirchen haben nun jetzt bereits einen Appell dazu veröffentlichen . Im Mittelpunkt der Erklärung steht ein Kernaspekt des Grundgesetzes.

Gewalt: Eine Frau streckt abwehrend ihren Arm aus / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gewalt: Eine Frau streckt abwehrend ihren Arm aus / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Christliche Spitzenvertreter rufen dazu auf, sich schützend vor bedrohte Menschen zu stellen. Dabei gehe es um Personen, "die aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihres gesellschaftlichen Engagements von rechtsextremen Gruppen und Parteien bedroht, verunglimpft, angegriffen und verfolgt werden", heißt es in einem Gemeinsamen Wort zur Interkulturelle Woche, das am Mittwoch veröffentlicht wurde. "Und es ist ebenso unsere Pflicht, nach wie vor Menschen bei uns aufzunehmen, die zu uns kommen, weil sie vor Krieg und Elend fliehen müssen. Ihre Würde ist genauso unantastbar wie die aller anderen."

Die 49. Interkulturelle Woche findet vom 22. bis 29. September statt. Der bundesweite Auftakt ist für den 21. September 2024 in Saarbrücken geplant. Sie ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Zu der Woche laden der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die amtierende Vorsitzende des Rates der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos.

Warnung vor Wiedererstarken von Rechtsextremen

Sie erinnern an den 75. Geburtstag des Grundgesetzes im Mai: "Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben die menschliche Würde allem anderen vorangestellt im Bewusstsein dessen, woher Deutschland kam: aus der Barbarei der nationalsozialistischen Herrschaft und aus dem verheerenden Krieg mit seinen dramatischen Folgen für Europa und die ganze Welt." Heute gehe es darum, dass man wisse, wohin man nicht zurückkehren dürfe, was man niemals sein wolle: "ein Land, in dem eben diese Würde des Menschen für wertlos erklärt und ignoriert werden soll".

Möglicherweise hätten die Menschen die freiheitliche Demokratie und ihre Organe zu lange für selbstverständlich und unerschütterlich gehalten, heißt es weiter. Die Kirchen warnen vor dem Wiedererstarken rechtspopulistischer und rechtsextremer Positionen in Deutschland wie in vielen anderen Ländern. Sie wenden sich auch gegen Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. "Mit der Interkulturellen Woche möchten wir ein Zeichen setzen für die Achtung der Menschenwürde und den Schutz von Menschenrechten. Wir wollen neue Räume der Begegnung, der Zusammenarbeit und des Vertrauens schaffen und erhalten."

Was ist die Interkulturelle Woche?

Die bundesweit jährlich stattfindende Interkulturelle Woche (IKW) ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 Ende September statt und wird von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und -beauftragten, Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften und Initiativgruppen unterstützt und mitgetragen. In mehr als 500 Städten und Gemeinden werden rund 5.000 Veranstaltungen durchgeführt.

Interkulturelle Woche wirbt für Vielfalt / © Martin Schutt (dpa)
Interkulturelle Woche wirbt für Vielfalt / © Martin Schutt ( dpa )
Quelle:
KNA