Bistum sucht Finanzquelle für Geld an Missbrauchsopfer

Kirchensteuer nicht anrühren?

Mehr als sechs Millionen Euro hat das Bistum Münster bislang an Missbrauchsbetroffene gezahlt. Weil der Finanztopf dafür zu Neige geht, braucht es eine neue Geldquelle. Kirchensteuer soll dafür aber nicht fließen.

St.-Paulus-Dom in Münster / © Chi_Chirayu (shutterstock)
St.-Paulus-Dom in Münster / © Chi_Chirayu ( shutterstock )

Das Bistum Münster sucht eine neue Finanzquelle für seine Zahlungen an Missbrauchsbetroffene. Eine Entscheidung dazu vertagte der Kirchensteuerrat am Wochenende auf September, wie das Online-Portal kirche-und-leben.de aus Münster am Montag unter Berufung auf die Bistumsverwaltung berichtete.

Keine Zahlungen aus Kirchensteuermitteln

Bislang habe die Diözese mehr als sechs Millionen Euro in Anerkennung des Leids ausbezahlt. Die dafür bereitgestellte Summe aus dem Vermögen des Bischöflichen Stuhls gehe zu Neige. Festes Ziel sei es, auch künftig für die Zahlungen keine Kirchensteuermittel zu verwenden.

Kirchensteuer / © Christian Ohde (epd)
Kirchensteuer / © Christian Ohde ( epd )

Laut dem Bericht hat der Kirchensteuerrat noch "Klärungsbedarf", bevor er eine neue Summe für Anerkennungsleistungen freigibt.

Angesichts bisher erfolgter und zuletzt gestiegener Zahlungen dürfte es erneut um einen Gesamtbetrag im Millionen-Euro-Bereich gehen. Noch sei eine gewisse Summe für Anerkennungsleistungen vorhanden, heiße es aus dem Generalvikariat. Auch gebe es Möglichkeiten der Überbrückung, falls das Geld vor September ausgehe. Weitere Details nannte die Bistumsverwaltung auf Nachfrage laut kirche-und-leben.de nicht.

Geldanlagen des Bischöflichen Stuhls veräußern

Mit der Linie, keine Kirchensteuern für Zahlungen an Missbrauchsbetroffene zu verwenden, folgt der Kirchensteuerrat dem Wunsch von Bischof Felix Genn. Heutige Kirchenmitglieder sollten mit ihren Mitgliedsbeiträgen nicht für die meist lang zurückliegenden Verfehlungen von Geistlichen und der Institution Kirche geradestehen.

Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner (dpa)
Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner ( dpa )

2020 hatte die Diözese laut Bericht beschlossen, für die Zahlungen Geldanlagen des Bischöflichen Stuhls zu veräußern. Dieser enthält keine Kirchensteuermittel, sondern inzwischen vor allem Immobilienerträge.

Studie: Flächendeckender Missbrauch im Bistum Münster

Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt. Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

 Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster
 / © Lars Berg (KNA)
Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster / © Lars Berg ( KNA )
Quelle:
KNA