Es gehe um eine "Erneuerung", die man in manchen Gesichtspunkten auch "revolutionär" nennen könne, sagte Zollitsch dem "Deutschlandfunk". Die Kirche sei "etwas müde" in dieses Jahr hineingegangen, so Zollitsch, nun spüre er den Unterschied deutlich und "neuen Schwung" in der Kirche.
Zu viel Moral, zu wenig Glauben
Als ein Beispiel nannte Zollitsch den Umgang mit der Sexualmoral der Kirche. Hier habe Franziskus von der "Hierarchie der Wahrheiten" gesprochen. Es sei falsch gewesen, wenn in der Vergangenheit oft "zu sehr die Moral verkündet worden" sei, anstatt "das Geschenk des
Glaubens" immer an die erste Stelle zu setzen, meinte Zollitsch. Mit Blick auf die mangelnde Akzeptanz katholischer Moralvorstellungen unter den Gläubigen bekräftigte er, man könne die Lehre nicht einfach "der Realität anpassen". Zugleich deutete er Veränderungen an. Die Kirche müsse neu untersuchen, welche Elemente "zum unveränderlichen Teil unserer katholischen Lehre" zählen.
Offene Diskussion über Handreichung
Konkret verteidigte Zollitsch die Handreichung seines Seelsorgeamtes zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, hatte daran scharfe Kritik geübt, die Anweisungen stünden nicht im Einklang mit der katholischen Lehre. Zollitsch erklärte nun, auch innerhalb der Kurie bestünde über diese Frage keine Einigkeit. Deshalb begrüße er es, dass Papst Franziskus es ermögliche, dass diese Angelegenheit nun "offen diskutiert" werden könne. Auch dazu würde die außerordentliche Bischofssynode im kommenden Jahr Gelegenheit bieten.