Die Reformation der Kirche betrifft alle

Der Lack ist ab!

Wenn der Lack ab ist, dann muss renoviert werden. Das gilt auch für die Kirche. Schon in seinem Theologiestudium hat DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gelernt, dass die Kirche "sich immer wieder neu reformieren" müsse. Und dabei ist jeder gefordert, denn: "Zur Kirche gehören wir alle – jeder, der getauft ist."

 (DR)

Der Lack ist ab – das sagt sich so einfach. Aber wer alte Lackschichten entfernt, wie ich zum Beispiel beim Renovieren unserer Fensterläden, der merkt schnell, das ist eine sehr mühselige Arbeit. Es dauert, bis all die Lackschichten beseitigt sind, die im Laufe der Zeit so aufgetragen wurden.

Vielleicht ist das bei meinen Fensterläden so, wie mit unserer Kirche. Da gibt es ja auch immer mehr, die sagen: „Hör mir doch auf mit Kirchens, das ist vorbei – der Lack ist ab!“ Manchmal denke ich das sogar selber. Aber ich glaube, das stimmt nicht. Im Moment ist es doch eher so, wie hier bei meinen Fensterläden. Es zeigen sich verschiedene alte Ansätze – ärgerliche Fehler und Risse. Alte Macken wurden einfach überpinselt. Bis man der Sache auf den Grund kommt, dauert das. Ich denke, unsere Kirche ist gerade mitten auf diesem mühsamen Weg, und es ist dringend erforderlich, all die Altlasten abzukratzen und mal wieder zu schauen, was wirklich der Ursprung ist. Das harte Holz – der Kern unserer Glaubensgemeinschaft. Die Kirche – das sind aber nicht irgendwelche renovierungsbedürftigen Gebäude oder alte Priester und Bischöfe. Zur Kirche gehören wir alle – jeder, der getauft ist. Und mal ehrlich, ist bei uns nicht vielfach auch der Lack ab? Fehlt uns nicht die Strahlkraft? Die Frische? Sind wir glaubwürdige Zeugen, die das Licht Gottes in diese Welt bringen?

In meinem Theologiestudium habe ich gelernt, dass die Kirche sich als eine „Ecclesia semper reformanda“ – also eine Kirche versteht, die sich immer wieder neu reformieren muss. Aber das geht nur, wenn jeder von uns selber mit dieser mühseligen Umkehrarbeit anfängt. Bevor wir den Splitter im Auge unseres Bruders sehen, gilt es, den eigenen Balken zu entfernen. Mit der notwendigen Renovierung können wir alle sofort anfangen. Denn erst wenn der alte Lack wirklich ab ist, können wir wieder in der Freude unsers Glaubens strahlen. Andere von der Frohen Botschaft begeistern.

 



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE
PS: Von wegen der Lack ist ab... Unsere Sommeraktion „Meine Heimatkirche“ zeigt – es gibt so viele wunderbare, schöne Kirchen. Herzlichen Dank für all die Fotos und Geschichten, die Sie uns von Ihrer Heimatkirche zur Verfügung stellen. Der Sommer ist ja noch lang, also nutzen Sie auch weiter Ihren „guten Draht nach oben“. Ihre Heimatkirche hat ein Foto in unserer Sammlung verdient... ;-)