Homosexualität in der Kirche

Kirche ist wieder im Rennen

Homosexualität war immer ein schwieriges Thema in der katholischen Kirche. Der Papst hat mit seinen Aussagen in dieser Woche das Thema zur Chefsache gemacht. Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen sieht darin einen notwendigen Schritt, um den gesellschaftlichen Anschluss nicht zu verlieren.

 (DR)

Die katholische Kirche ist wieder im Rennen. Beim Marathon würde man sagen, die Kirche ist wieder dran – hat den Anschluss gefunden, läuft der Gesellschaft beim Thema Sexualität nicht länger hoffnungslos hinterher. Mit dem Satz: „Auch Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu leben!“, ist man zwar – gesamtgesellschaftlich – noch nicht in der Spitzengruppe, aber dieser Satz aus dem Mund eines Papstes war jahrelang völlig undenkbar, selbst wenn in der kirchlichen Lehre schon lange festgeschrieben ist, dass homosexuelle Menschen „nicht in irgendeiner Form ungerecht zurückgesetzt werden dürfen“.

Papst Franziskus, der Mann an der Spitze des pilgernden Gottesvolkes, bekennt mit diesem Satz Farbe. Die Kirchenwelt wird ein wenig regenbogenbunter – und das ist gut so. Man denkt Familie nicht mehr länger nur als „Heilige Familie“ mit Vater, Mutter, Kind.

Für meine Großeltern war Homosexualität noch widernatürlich – meine Eltern haben dann irgendwie gemerkt, dass das so nicht stimmt. Meine Generation hat längst begriffen, dass Homosexualität keine Sünde sein kann – und für meine Kinder ist Homosexualität – Gott sei Dank – „so normal wie Kaugummi kauen“.

Weltkirchlich und innerkirchlich macht sich der Papst mit seinem klaren Bekenntnis für gleiche Rechte – auch für Homosexuelle – nicht nur Freunde. Aber er tut das, was ein Frontmann tun muss. Er sorgt für den dringend notwendigen gesellschaftlichen Anschluss und gibt die Richtung vor. „Nur Mut – und alles wird gut“, möchte man Franziskus zurufen, denn viele Gläubige – gerade auch die katholischen Frauen – warten darauf, dass Kirche nicht länger alt, müde, irgendwie fußkrank und abgehängt der Gesellschaft hinterherläuft, sondern selber das notwendige Tempo macht und die Richtung vorgibt.

 



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE