Vertrauen in die katholische Kirche schwindet

Und weg ist das Vertrauen!

Der evangelischen Kirche vertrauen die Menschen eher, als der katholischen. Ohne Vertrauen die frohe Botschaft vermitteln - das ist schwer, sagt der DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.

 (DR)

In der evangelischen Kirche stehen auch Frauen am Altar. Es gibt keinen Zölibat. Evangelische Pfarrer können bekanntlich heiraten – eine Familie mit Kindern haben. Und – sieht es in meiner Nachbarkirche dadurch besser aus? Gerne werde ich das gefragt, wenn ich darauf hinweise, dass man von vielen geforderte und dringend für notwendig erachtete Reformschritte in der katholischen Kirche doch zumindest offen diskutieren müsse. Es stimmt ja: Der Kirchenbesuch in der evangelischen Kirche ist auch mau. Auf hohem Niveau sind nur die Austrittszahlen. Diese jährliche Bilanz sieht in beiden Kirchen leider oft gleich traurig und schmerzlich aus. Doch es gibt einen ganz gravierenden Unterschied: Die evangelische Kirche genießt mehr Vertrauen! Aktuell schenken 36 Prozent der Menschen in Deutschland der evangelischen Kirche ihr Vertrauen. Das sind weit mehr als doppelt so viele Bürger wie bei der katholischen Kirche, die mit nur noch 14 Prozent erneut einen Tiefstand erreicht. Die jahrzehntelange Vertuschung und unzureichende Aufarbeitung beim sexuellen Missbrauch haben auch hier wohl ihre Spuren hinterlassen. Selbst die in den letzten Jahren stark unter die Räder gekommenen Banken genießen mit 19 Prozent noch mehr Vertrauen. Für eine Institution, bei der die Verkündigung des Glaubens zum Kernauftrag gehört, ist dieser Vertrauensverlust eine einzige Katastrophe. Wie soll die Frohe Botschaft wirksam verkündet werden, wenn einem kaum noch einer über den Weg traut? Einfach nichts mehr glaubt? Es wird vermutlich sehr, sehr lange dauern, bis der katholischen Kirche wieder das notwendige Vertrauen geschenkt wird. Ob die Umsetzung all der jetzt auf dem synodalen Weg diskutierten Reformschritte wirklich dabei hilft, weiß auch ich nicht. Aber es wäre schon viel gewonnen, wenn man sich bei uns in der katholischen Kirche – und gerade auch in der Bischofskonferenz – nicht nur gegenseitig das Vertrauen und den Glauben abspricht, nur weil Reformen jetzt endlich ergebnisoffen und freimütig diskutiert werden sollen. Zudem wird es unausweichlich sein, dass alle, die zu lange weggesehen haben – zu lange geschwiegen haben und so den Missbrauch in ihren eigenen Reihen geduldet haben – endlich auch persönlich Verantwortung übernehmen. Sonst wird kein GLAUBwürdiger Neuanfang gelingen. Am Ende bleibt wie immer nur die Hoffnung...



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE

PS: Glaube, Liebe und Hoffnung – das sind gute und tragfähige Säulen für einen Aufbruch voller Vertrauen in das Neue Jahr. Im Namen des ganzen DOMRADIO.DE-Teams Ihnen ein frohmachendes und gesegnetes neues Jahr mit Ihrem guten Draht nach oben!