Warum Taten zählen und keine Reden

Immer wieder sonntags...

Der DOMRADIO.DE Chefredakteur will Taten sehen und incht nur Reden hören. Den Vorwurf macht er Kanzlerin Angela Merkel zu ihrer Rede beim evangelischen Kirchentag.

 (DR)

Schöne Worte, die aber in der Realität keinen Bestand haben, nennt der Volksmund Sonntagsreden. Schöne Worte hat die Bundeskanzlerin beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund gesprochen. Kraftvoll hat sie dort von der „Verpflichtung“ gesprochen, Hunger und Armut zu bekämpfen. Schöne Worte – an einem Samstag – und doch: Es war eine Sonntagsrede. Politisches Blabla für die christlich engagierte Wählerschaft. Denn weniger als eine Woche später sieht die Realität der Regierungschefin ganz anders aus. Die Etats für die Entwicklungsarbeit sollen bis 2023 drastisch gekürzt werden. Ganz so wichtig scheint der Hunger in der Welt dann doch nicht zu sein. Ein wenig Brot für die Welt – aber das ganz große Geld bleibt hier und geht auch im nächsten Jahr z.B. in die Rüstung. Die Forderungen des amerikanischen Präsidenten der großen Sprüche nach mehr Geld für den Rüstungswettkampf waren offenbar laut genug. Lauter als das Geschrei der weltweiten Hungerkinder, die keine Lobby haben.

Doch einer hat lautstark seine Stimme erhoben: Der Kölner Erzbischof, vor wenigen Tagen hier vor dem Kölner Dom. In seiner leidenschaftlichen Predigt zum Fronleichnamstag hat Kardinal Woelki endlich mehr Anstrengungen beim Kampf gegen den weltweiten Hunger gefordert. Alle müssten sich hier stärker engagieren. Der Papst schlägt seit langem in diese Kerbe: Brot müsse gar nicht unbedingt vermehrt, aber besser verteilt werden. Damit auch die bischöflichen Worte keine schönen Sonntagsreden bleiben, muss sich die Kirche hier selber noch stärker ins Zeug legen. Die Kirche – das sind nicht nur der Papst oder ein Kardinal. Kirche sind wir alle. Stimmt: Meine Kirche tut schon viel gegen den weltweiten Hunger. Aber ich gebe zu, es könnte wie auch bei mir ruhig noch mehr sein. Es muss mehr sein. Sonst bleibt auch dies nur eine schöne Sonntagsrede.

 



Ihr Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur DOMRADIO.DE