Auf in die Fastenzeit

Wenn ihr fastet ...

Freiwilliger Verzicht und großzügige Gaben an Bedürftige sind wahrlich gute Mittel der Vorbereitung auf Ostern, meint Ingo Brüggenjürgen.

 (DR)

Bei meinem Schwiegervater hing in den sieben Wochen vor Ostern über der Waage im Badezimmer immer ein Blatt mit Millimeterpapier. Darauf war fein säuberlich mit Bleistift eine nach unten laufenden Gerade eingezeichnet, die vom Ist-Gewicht auf das Soll-Gewicht fiel. Jeden Tag der Fastenzeit dokumentierten die kleinen Markierungen des jeweiligen Tagesgewichtes so den mehr oder weniger erfolgreichen Verlauf der Fastenzeit.

Ostern jedoch hatte mein Schwiegervater immer ganz eisern sein Ziel erreicht, auch wenn sein Körper überhaupt keine Fastenkur nötig gehabt hätte. Mein Vater verzichtet seit ich denken kann in den 40 Tagen vor Ostern konsequent auf Alkohol und auch er ist eigentlich kein Alkoholiker. Von meinem Vater habe ich übrigens gelernt, dass an Sonntagen ein Christ niemals fasten kann. Sonntage stehen immer für Ostern, für den Sieg des Lebens und der Liebe über den Tod. Darauf darf man sonntags dann auch gerne mit einem Gläschen Rotwein anstoßen …

Daher heißen die 40 Tage richtigerweise auch "Österliche Bußzeit" – denn es geht zuallererst um eine gute und optimale Vorbereitung auf das Osterfest. Da mag es hilfreich sein, die lieben Gewohnheiten zu unterbrechen. Freiwilliger Verzicht ist da immer ein ganz brauchbarer Weg. Aber es geht in den Wochen vor Ostern eben gerade nicht um Diäten oder das Erreichen unserer Traumfigur. Gott will, dass wir unser ganzes Leben optimieren und wir herauskommen aus Sünde und Schuld, aus unseren Fehlern und Schwächen. Also einfach mal wieder neu versuchen, jeden Tag ein wenig besser zu werden. Die Bibel empfiehlt im Hinblick auf Jesus und seine 40 Fastentage in der Wüste den Verzicht, das Gebet und das Almosen geben. Freiwilliger Verzicht und großzügige Gaben an Bedürftige sind wahrlich gute Mittel der Vorbereitung auf Ostern. Aber ganz besonders das regelmäßige Gebet ist nach meiner Erfahrung ganz besonders geeignet. Verstehen wir doch im Dialog, im Zwiegespräch mit unserem himmlischen Vater seinen Willen immer ein wenig besser. Erfahren wir doch gerade im Gebet den nötigen Zuspruch, der uns hilft, in all den Dunkelheiten das österliche Licht unseres Lebens und der Liebe nicht aus den Augen zu verlieren.

Eine gute österliche Bußzeit, in der Sie vielleicht auf Millimeterpapier Ihr tägliches Gebet dokumentieren und sonntags gerne in österlicher Vorfreude mit einem Glässchen Wein anstoßen, wünscht Ihnen für das ganze DOMRADIO.DE Team

Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur

P.S.: Da die rheinische Redaktion ihren Chefredakteur aus Ostwestfalen großzügig an allen Karnevalstagen beurlaubt, war ich mit meinen Lieben in den Alpen zu Gast bei einer befreundeten Familie. Am Karnevalssamstag habe ich mir da einen fast vierstündigen Aufstieg durch den Schnee zu einer Berghütte gegönnt – die von der anderen Seite mit einem Lift ganz bequem zu erreichen gewesen wäre. Oben angekommen hörte ich – 750 Kilometer von Köln entfernt und 1750 Meter höher als der Dom – schon von draußen die singenden Leute auf den Tischen der tiefverschneiten Hütte: „Da simmer dabei! Dat is prima! VIVA COLONIA! Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust. Wir glauben an den lieben Gott und hab'n noch immer Durst…“  Wer zweifelt da noch daran, dass Gott uns immer die richtigen Wege aufzeigt und es richtig gut mit uns meint!