Niemals für die Tonne

Heilige Lebensmittel?

"Containern" heißt es, wenn aus Mülltonnen von Supermärkten weggeworfene, aber noch essbare Lebensmittel gerettet werden. In Hamburg möchte der Innensenator das 'Containern' nun legalisieren. Der DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen findet eine gute Gelegenheit für bewussten Konsum.

 (DR)

Wer Lebensmittel aus Müllcontainern holt, begeht Diebstahl. Ist der Müllcontainer verschlossen oder durch einen Zaun geschützt, kann der Müllentwender sogar wegen schweren Diebstahls und Hausfriedensbruchs angeklagt werden. Was für eine verrückte Welt: Warum bestraft man eigentlich nicht diejenigen, die noch genießbare Lebensmittel in die Mülltonne werfen? Seit dem jüngsten Vorschlag des Grünen Justizministers aus Hamburg, hier die Gesetzeslage anzupassen, wird zumindest heftig darüber diskutiert. Endlich sieht die Gesellschaft genauer hin: Jedes achte Lebensmittel landet bei uns im Land auf dem Müll. Tonnenweise werden noch essbare Lebensmittel vernichtet – während gleichzeitig viele Bedürftige vor den Essensausgaben unserer Tafeln Schlange stehen. Gott sei Dank gibt es viele begrüßenswerte Initiativen, die seit Jahren hier gegensteuern und nicht mehr verkaufbare Lebensmittel an Bedürftige weitergeben. Mit viel bewundernswertem, ehrenamtlichem Engagement. Warum aber werden nicht auch bei uns wie in Frankreich große Lebensmittelhändler gesetzlich verpflichtet, ihre Lebensmittel an Notleidende abzugeben, anstatt diese wie Müll zu entsorgen?

Für die Generation meiner Eltern, die Hunger nach dem Weltkrieg nicht nur aus dem Geschichtsbuch kennt, ist es ein Unding, Brot wegzuwerfen. Aber wie soll ich das heute meinen Kindern beibringen? Sie sehen bei ihrem Freund auf dem Bauernhof, wie tonnenweise Brot und Brötchen vom Vortag mit dem Frontlader in die Biogasanlage geschaufelt werden. Warum regt sich Papa eigentlich auf, wenn der trockene Pizzarand auf dem Teller liegen bleibt? Nicht nur die Lebensmitteldiscounter – jeder und jede einzelne von uns ist gefordert, das eigene Konsumverhalten zu überprüfen. Meine Oma ritzte in jedes neue Brot beim ersten Anschnitt ein kleines Kreuz. Brot und Nahrungsmittel sollten auch uns wieder heilig sein.

 

 



Frohe und gesegnete Pfingsten wünscht Ihnen für das ganze DOMRADIO.DE-Team

Ihr Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur DOMRADIO.DE

P.S.: Gerade am Pfingstfest dürfen wir uns über das Geschenk des Heiligen Geistes freuen. Er macht alles neu und gibt uns die Kraft, das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden. Wie wäre es also, wenn wir sofort damit anfangen?