Vollversammlung der Bischöfe in Fulda beendet

Und sie bewegt sich…

Die Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe endete am Donnerstag. DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen sieht trotz einer angespannten Stimmung und vieler Probleme Hoffnung vor Ort.

 (DR)

„Nee – hören Sie mir doch auf mit Kirche, da ändert sich gar nix!“ Eine alte Dame vor dem Stadtschloss in Fulda macht Ihrem Ärger Luft. Da mögen die Bischöfe drinnen im Sitzungssaal noch so viel über notwendige Veränderungen diskutieren oder sich mehr oder weniger mutig auf synodale Wege begeben. Irgendwie glaubt man den Kirchenoberen nicht mehr so recht.

Nehmen wir das Thema Missbrauch: Keine andere Institution hat in den vergangenen Jahren mehr für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauches unternommen – keiner hat mehr Präventionsmaßnahmen durchgeführt. Doch in der breiten Öffentlichkeit nennt man Kirche und Missbrauch fast nur noch in einem Atemzug. Das liegt auch an einer Zerrissenheit, die in Fulda wieder deutlich wurde. Hatte noch am Vorabend der Nuntius in seinem Grußwort mahnend die Heilige Kirche in den Mittelpunkt gestellt und vor eigenmächtigen Veränderungen gewarnt, so stellte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Bischof Bätzing klar: Es brauche sichtbare Zeichen der Veränderung. Kirche sei keine Institution mit nur weißen Westen. Selbstkritische Worte, die von vielen als wohltuend und passend empfunden wurden. Aber verändert - bewegt sich die Kirche denn nun? Ja schon - aber leider oft viel zu langsam. Es ist wie beim Wandertag: Das Tempo darf nicht allein die mutige Vorhut bestimmen. Auch diejenigen, die nicht ganz so schnell sind, dürfen nicht auf der Strecke bleiben. Alle aber, die den angesagten Aufbruch und Exodus verweigern und generell gar nicht mitgehen wollen, die darf man getrost auf ihren hohen Stühlen sitzenlassen, wenn man Gott entgegengehen will.



Ingo Brüggenjürgen

DOMRADIO.DE

PS. Es waren 66 Bischöfe vor Ort in Fulda. Auch einige wenige Betroffene hatten sich unübersehbar vor dem Tagungshaus positioniert. Aber gerade mal eine Handvoll Bischöfe suchte das Gespräch, so verriet es mir ein frustrierter Betroffener, der die ganzen Tage vor Ort war und meist vergeblich wartete. Dabei sagen doch fast alle Bischöfe, sie seien im guten Dialog. Es gibt offenbar aber doch noch Luft nach oben…