Über die Anklage gegen die Äbtissin Mechthild Thürmer

Das kann man doch nicht machen!

Weil die Benediktiner-Äbtissin Mechthild Thürmer Flüchtlingen Kirchenasyl bietet, soll nun Mutter Mechthild vor Gericht. DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen hat überhaupt kein Verständnis dafür und erkennt in Mutter Mechthilds Handeln eher die vorgelebte Nächstenliebe von Jesus. Sie sei ein gutes Beispiel für die Nächstenliebe im Hier und Heute.

 (DR)

„Das kann man doch nicht machen!“, sagte Mutter Mechthild in dieser Woche bei uns im Interview. Mechthild Thürmer ist Äbtissin der Benediktiner-Abtei Maria Frieden in Oberfranken. Die resolute und mutige Ordensobere hat einen klaren Kompass. Sie folgt der Stimme ihres Herzens. Der Stimme Jesu. Mutter Mechthild hilft Menschen in Not. Sie nimmt Flüchtlinge, die abgeschoben werden sollen, in ihrem Kloster auf.

Dafür soll sie jetzt vor Gericht: „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt“- so lautet die Anklage. Aber die engagierte Ordensfrau sieht kein Unrecht in ihrem Handeln. Hilfesuchenden Schutz zu gewähren ist für sie ein Gebot der Nächstenliebe. 

Die mutige und couragierte Äbtissin kennt die unvorstellbaren Geschichten der Asylsuchenden nicht aus den Akten, sondern aus den persönlichen Schilderungen. Für sie steht fest: Menschen, die bei ihrer Flucht Familien und Freunde verlassen haben - alles auf eine Karte gesetzt haben, um der Bedrohung im Heimatland zu entkommen - die auf der Flucht fast ertrunken sind und sogar vergewaltigt wurden, die nimmt man auf und schiebt sie nicht ab.

Wie gut, dass es Frauen wie Mutter Mechthild gibt. Sie machen mir Mut. Sie zeigen mir - es gibt nicht nur eine Kirche, die mit Instruktionen und sich selbst beschäftigt ist. Nein, es gibt überall Christen, die die radikale Botschaft der Liebe Jesu leben: Ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben. Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war fremd und heimatlos - und ihr habt mich aufgenommen (Mt 25, 35).
 
Mit ihren offenen Armen zeigt mir eine Ordensfrau, wie Nächstenliebe im Hier und Heute funktioniert. Danke, Mutter Mechthild. Sie haben völlig recht: Bedrohte Flüchtlinge sind unsere Brüder und Schwestern. Wir dürfen sie nicht abschieben oder gar ertrinken lassen. 

Das kann man doch nicht machen!

 



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE