Über die Diskussion um öffentliche Gottesdienste in Corona-Zeiten

Wo zwei, oder drei…

“Museum, Zoo, Spielplatz und unsere Kirche - das passt!“ kommentiert Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur DOMRADIO.DE humorvoll die neusten Corona-Lockerung der Bundesregierung um sich dann kritisch mit den daraus folgenden innerkirchlichen Differenzen bei den nun wieder möglichen Gottesdiensten auseinander zu setzen.

 (DR)

Mein Gott, jetzt wird auch noch über Gottesdienste gestritten. Wer darf wann unter welchen Umständen wie wo Gottesdienst feiern - was ist jetzt wieder möglich - was geht und was nicht?

Da sind zum einen diejenigen, die sich am Liebsten schon gestern wieder im Haus Gottes versammelt hätten. Der Eucharistische Hunger ist so groß, dass man dabei gerne die Einschränkungen in Kauf nimmt: Also 2 Meter Abstand in der Kirchenbank - mit der nötigen Desinfektion und erstmal ohne Friedensgruß-Handschlag und ohne gemeinsamen Gesang. Dafür ist man auch bereit, sich wenn nötig ein Ticket zu besorgen oder in eine Warteliste einzutragen.

Auf der anderen Seite sind diejenigen, die Messfeiern unter diesen Einschränkungen als eine Zumutung finden. Sie wollen echte Gemeinschaft am Tisch des Herrn. Niemand soll dabei ausgegrenzt werden. Wenn das alles wegen Corona derzeit noch nicht möglich ist, sondern die Messfeiern sich eher wie ein Besuch auf der Intensivstation anfühlen, wo der Leib des Herrn mit Handschuhen oder Zangen verteilt wird, dann möchte man darauf doch lieber erst noch verzichten.

In solchen Tagen möchte man nicht verantwortlicher Bischof oder zuständiger Pfarrer vor Ort zu sein. Denn ganz egal wie man es regelt - man macht es falsch. Entweder ist man ein unverantwortlicher Gottesmann, der nicht auf die Eucharistiefeier verzichten will und dabei ins volle Infektionsrisiko geht und dem der Schutz der Gesundheit und des Lebens ganz egal ist - oder man gilt als ängstlicher Gesundheitsapostel ohne Gottvertrauen, der den Gläubigen die himmlische Speise nicht gönnt.

Ich empfehle mit Blick auf die Worte Jesu drei Dinge:

Erstens: Richten wir nicht vorschnell - damit wir nicht selber gerichtet werden!

Zweitens: Machen wir uns keine unnötigen Sorgen, unser Vater im Himmel wird schon wissen, was wir zum Leben brauchen.

Und drittens gilt immer noch: Wo zwei oder drei im Namen Gottes versammelt sind, da ist Gott mitten unter ihnen - ganz egal ob die sich nun auf Distanz im Kirchenraum oder beim Nachbarn im Garten begegnen.

 



Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur

PS: Wir im DOMRADIO.DE bleiben in den nächsten Wochen auf jeden Fall bei unserem ausgeweiteten Programmangebot. Weil unsere Gottesdienstübertagungen aus dem Kölner Dom (werktags um 8h Messe, 18h Rosenkranz, 18:30h Messe) in Bild und Ton inzwischen eine so große Gemeinde medial versammeln, können Sie sich auch zukünftig auf Ihren guten Draht nach oben verlassen.