Von langsam mahlenden Mühlen und Mutmachern

Kreuz mit der Kirche

Mit Blick auf Skandale und Missbrauchsfälle findet DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen es nicht leicht, in das Loblied auf den eigenen Laden einzustimmen. Da mache die Aussage von Papst Franziskus zu Atomwaffen und Kernenergie Mut.

 (DR)

Bisweilen ist es ein echtes Kreuz mit der Kirche. Gerade in diesen Tagen fällt es dem Otto-Normal-Christen im Weinberg des Herrn nicht immer leicht, in das Loblied auf den eigenen Laden einzustimmen. Da sind zum einen immer noch die nicht enden wollenden Nachrichten über Missbrauchsfälle. Dass die Personalverantwortlichen in gleich drei NRW-Bistümern versagt haben, und ein zweifach verurteilter Priester noch Jahrzehnte lang im Dienst blieb, stinkt wahrlich zum Himmel. Auch die Kette der Finanzskandale reißt nicht ab. Nach Limburg und Eichstätt bedauert in dieser Woche der Papst selber den erneuten Machtmissbrauch im Vatikan. Wenn es wirklich stimmt, dass Geld für die Armen aus dem Peterspfennig durch korrupte Machenschaften in die falschen Hände kam, dann ist auch dies ein himmelschreiender Skandal. Tröstlich alleine ist, dass in beiden aktuellen Fällen die innerkirchlichen Kontrollmechanismen offenbar funktioniert haben. Leider alles sehr langsam und spät – aber offenbar mahlen die Mühlen jetzt endlich. Gott sei Dank – ein Lichtblick! Gerade jetzt, da der Advent beginnt.

Für helle Freude sorgt bei mir auch Papst Franziskus, der klarer und deutlicher als alle seine Vorgänger atomare Massenvernichtungswaffen verurteilt und dem Einsatz von Atomwaffen ohne Wenn und Aber eine Absage erteilt. Dass der Papst im gleichen Atemzug auch noch die friedliche Nutzung der Atomenergie hinterfragt, erfreut natürlich nicht alle. Mir aber gefällt ein Papst, der uns schonungslos den Spiegel vorhält: Solange kein Mensch eine verantwortliche Lösung für den Atommüll hat, und atomare Katastrophen wie die in Tschernobyl und Fukushima uns unsere menschlichen Unzulänglichkeiten zeigen, freue ich mich über einen Papst, der die Bewahrung der Schöpfung zur Chefsache macht. Auch den Schöpfer des Himmels und Erde dürfte es freuen, wenn er nicht nur im Glaubensbekenntnis an erster Stelle steht, sondern seine Frohe Botschaft auch wirklich gelebt wird. Das macht Mut – und tut gut!

 



Ihnen allen einen guten und gesegneten Advent!

Ihr

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur DOMRADIO.DE

PS: Nicht nur der Prophet Jesaja freut sich über Licht, das die Dunkelheit erhellt. Vor dem Kölner Dom haben die Kinder dieser Welt schon einen hell erleuchteten Weihnachtsbaum aufgestellt. Auch diejenigen, die wie ich im Advent noch einen Adventskranz bevorzugen, dürfen sich aber vorweihnachtlich mitfreuen. Unser Video über den größten natürlichen Baum im Land hat schon über eine Million Menschen erreicht. Der gute Draht nach oben glüht da fast durch ... ;-)