Rückblick auf die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

„Die Richtung stimmt!“

Vier Tage haben sich in Lingen die deutschen Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung versammelt. DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen hat aus Lingen berichtet und drei für ihn bewegende Eindrücke mitgebracht.

 (DR)

Bewegte und bewegende Tage waren es in Lingen für alle die, die bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz dabei waren. Wieviel die 66 hier versammelten Bischöfe sich dabei selber bewegt haben, wird unterschiedlich bewertet. Aber die Bischöfe haben sich bewegt. Zukünftig sollen gemeinsam mit dem Volk Gottes neue synodale Wege gegangen werden. Die jetzt auf den Weg gebrachten Optimierungen bei den eher technischen Fragen in Stichworten: Transparenz, einheitliche Aktenführung, schonungslose, unabhängige Aufklärung, Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen. Diese sind für die Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals zielführend und im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen weit vorne. Bei den großen Fragen, die die kirchlichen Grundlagen betreffen – innerkirchliche Machtverteilung, Frauen in (wirklichen!) Leitungsfunktionen, priesterliche Lebensformen, der Zölibat und Fragen der kirchlichen Sexuallehre – war bei dieser Vollversammlung noch wenig Bewegung zu erkennen. Doch immer mehr Bischöfe fragen jetzt auch laut, ob die altbekannten Wege noch in das „gelobte Land“ führen können, und ob man nicht insgesamt mehr Entscheidungstempo braucht. Drei Bilder haben mich hier in Lingen ganz besonders bewegt:
Da ist zum einen das Bild von immer mehr jungen Bischöfen. Es wächst eine Generation nach, die das Zweite Vatikanische Konzil höchstens noch im Kleinkindalter erlebt hat, aber die genau diesen frischen Wind des Konzils in die Beratungen einbringt. Junge Bischöfe, die mutig sind und Mut machen.
Dann ist es ein Bild vom gastgebenden Osnabrücker Bischof Bode. Kirche sei wie ein Baum, der lebe aber nicht nur aus der Wurzel, der Tradition, sondern auch vom Licht und der Luft, also von der Lebendigkeit und der mutigen Entfaltung, die neues Leben schenkt.
Das beeindruckendste Bild aber gaben für mich die katholischen Frauen nach dem Eröffnungsgottesdienst ab. Nicht, weil sie den Bischöfen 30.000 Unterschriften für eine wirkliche Erneuerung mit auf den Weg gaben. Sondern weil diese „gut katholischen“ Frauen aus dem Emsland mitten aus dem Leben kommen. Vermutlich hatten die meisten nie zuvor demonstriert. Sie hatten keine Bühne, keine großen Scheinwerfer. Aber mit ihren Taschenlampen forderten sie Licht, Klarheit und Wahrheit ein. Und auch, wenn sie keine großen Lautsprecher dabei hatten – ihre besorgten Stimmen waren nicht zu überhören. Der Ruf dieser Frauen nach wirklichen Reformen und ganz konkreten Schritten war hier in Lingen der lauteste Ruf nach einer echten Erneuerung der Kirche.



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur