Nachholbedarf bei Lebensfreude und Lebenslust

„Heute schon gelebt?“

DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen sinniert über Sinn und Unsinn der bis zu Perfektion gepflegten Balkone, Terrassen und Gärten. Gerade dann, wenn die Pflege mehr Zeit in Anspruch nimmt als der Genuss, sollten wir das ändern.

 (DR)

Ein wundervoller sonniger Herbsttag ging ganz langsam zu Ende. In diesem Jahr - mit den meisten Sommertagen seit der Geschichte der Wetteraufzeichnungen - hatte die Sonne noch einmal alles gegeben. Ich war zu einem Treffen kirchlicher Medienmacher in Frankfurt und schlenderte am Feierabend im Licht der untergehenden warmen Abendsonne am Nordufer des Mains entlang. Am Westhafenbecken lagen elegante Motorbote am Kai. Noch eleganter wirkten die Appartements und Lofts mit ihren wunderbaren Terrassen und Balkonen dahinter. Luxuswohnungen mit herrlicher Aussicht – für Normalsterbliche vermutlich kaum erschwinglich.

Auf den Balkonen waren selbstredend keine Wäscheständer zu sehen. Wer hier wohnt, der trocknet seine Unterhemden nicht auf dem Balkon, obwohl er vermutlich auch bis spät in die Nacht arbeitet, um hier wohnen zu können. Denn soweit das Auge reichte, auf all den über 100 Balkonen war nicht eine einzige Menschenseele zu sehen. In den Parks und am Ufer quietschte das Leben. Viele Mitbürger aus allen Herren Ländern lachten, quatschten, grillten – viele mit ihren spielenden Kindern. Aber auf den Vorzeigebalkonen ruhten nur die Designermöbel unbesetzt in sich selbst. Warum ich Ihnen das erzähle?

Weil ich glaube, gerade wir Deutsche haben in Sachen wahre Lebensfreude und Lebensgenuss einigen Nachholbedarf. Auch in meiner ostwestfälischen Heimat wird mehr gerackert und geackert als gelebt. Hochdruckreiniger sind im Dauereinsatz, Gartenmöbel werden geschruppt, Balkongeländergestrichen, Grillgeräte poliert. Aber ich behaupte jetzt mal, dass nicht nur in Frankfurt die Arbeitszeit, die nötig ist um die Balkone „vorzeigbar zu machen“, in keinem vernünftigen Verhältnis zur Lebenszeit steht, die man dort wirklich „lebt“. Vielleicht können wir gerade von unseren Mitbürgern aus den südlicheren Ländern etwas lernen? Wenn der Himmel sein wärmstes Abendlicht schenkt, benötigt man keine geölte Tropenholzliege. Der Bordstein oder die von der Sonne gewärmte Treppe ist ein hervorragendes Plätzchen, um den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Wer dann noch mit dem Nachbarn mit einem kühlen Tropfen auf das Leben anstößt, der ist dem Himmel schon sehr nahe. Denn Gott ist ein Freund des Lebens. Vielleicht sitzt er bereits an Ihre Seite … ?



Ihnen allen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag – für das ganze DOMRADIO.DE-Team

Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur

P.S.: Über 80 Prozent der Deutschen haben ein Smartphone. Wenn man also die Kleinkinder abrechnet, hat nahezu jeder ein Handy. Und die mobile Nutzung des Internets steigt stetig. Dürfen wir Ihnen hier unseren „guten Draht nach oben" besonders ans Herz legen? Mit dem Handy können Sie z.B. unsere Whatsapp-Infos bekommen, unsere täglich frischen Videonachrichten anschauen oder den ganzen Tag mit der Radioplayer-App hören, welchen himmlischen Mist wir eigens für Sie verzapfen. Wie gut, dass sich auch der versendet … ;-)