An den heißen Tagen hilft nur viel zu trinken

„Natürliche Trinkplanung“

DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen weiß diese Woche genau, was aktuell wichtig ist: Ausreichend trinken, denn das hält uns am Leben und ist bei den gegenwärtig hohen Temperaturen das beste Mittel zur Abkühlung.

 (DR)

Vor genau 50 Jahren veröffentlichte der inzwischen seliggesprochene Papst Paul VI. seine Enzyklika Humanae Vitae. Er handelte sich damit den Beinamen „Pillen-Paul“ ein. Mir fehlte leider schon als junger Theologiestudent die glühende Begeisterung für dieses Lehrschreiben. Ich maßte mir damals sogar an zu behaupten, einige Dinge seien vielleicht doch nicht so ganz zu Ende gedacht. Nun, inzwischen bin ich 25 Jahre verheiratet. Natürlich haben wir unsere Familie „geplant“ und sind dennoch dankbar für drei Kinder, die Gott uns geschenkt hat. Da bewertet man die Dinge auch im Licht der Tatsache, dass diese Kinder mich allesamt schon hätten zum Opa machen können, wieder ein wenig anders, weil man darauf hofft, dass erst einmal die Ausbildung zu Ende gebracht wird. Zudem ist es in diesen Hundstagen wirklich sehr warm, da braucht es keine neue, aufgeheizte Diskussion, zumal alle Argumente rund um den Sex, die Fruchtbarkeit und das Leben auf dem Tisch liegen.

Angesichts des wirklich trockenen Sommers möchte ich viel lieber den Durst loben. Dieser ist ein wunderbares Geschenk Gottes. Schon vom allerersten Augenblick des menschlichen Lebens führt der Durst dazu, dass die Säuglinge lebendig bleiben. Wer nicht mehr trinkt, haucht bald sein Leben aus. Gott hat uns aber nicht nur den Durst geschenkt. Gleichzeitig sind wir allesamt Genussmenschen, und in wirklich allen Kulturen weiß man bei einem passenden Trinkspruch einen edlen Tropfen zu genießen. Selbst die gottgefälligsten Kleriker loben den Herrn für die Frucht des Weinstocks, und auch in der größten Fastenzeit weiß jeder Christ, dass Flüssiges das Fasten niemals bricht.

Wirklich himmlisch aber werden die Freuden immer dann, wenn Durst und Genuss zusammenkommen. Immer dann also, wenn der Durst gestillt, somit das Weiterleben garantiert wird und gleichzeitig der köstliche Trank das Herz durch und durch erfreut und höher schlagen lässt. Da es Gott sei Dank kein päpstliches Lehrschreiben gibt, in dem Durst und Genuss immer nur zusammen gesehen werden müssen, darf jeder auch mal einen über den Durst trinken. Selbst, wenn dann der Genuss auf der Strecke bleibt. Man darf also im Einklang mit bester kirchlicher Lehre gierig und maßlos das Quellwasser in sich hineinkippen, wenn nach einer langen Wanderung der Durst unendlich groß ist. Gleichzeitig gibt es keine päpstlichen Einwände, wenn man auf einer kühlen Terrasse nicht nur in den Gärten des Vatikans bei einem feinen Glas Wein auf das von Gott geschenkte Leben anstößt. Selbst, wenn man gerade eigentlich keinen Durst verspürt!

Auch eine natürliche Trinkplanung, die von führenden Päpsten empfohlen wird, gibt es nach meinem Wissen nicht. Man darf seinen Durst also nicht nur an natürlichen Flussläufen, Bächen und Quellen stillen. Da auch Jesus sich das Wasser aus einem Brunnen geben ließ, ist gegen künstliche Wasserversorgungen nichts einzuwenden. Ja – selbst Plastikpfandflaschen sind erlaubt, da niemand das benötigte Trinkwasser in den Händen mit sich tragen kann. Dass diese derzeit aber so in Mode gekommen sind und der moderne Zeitgenosse nahezu ununterbrochen an seiner Trinkflasche herumnuckelt, zeigt die Gefahr! Papst Franziskus soll in seiner gewohnt locker-pastoral-praktischen Art aber hier schon abgewunken haben: „Wer bin ich, dass ich die Trennung von Durst und Genuss untersage…?“ Vielleicht hat er aber auch einfach nur Angst davor, als „Flaschen-Franz“ in die Geschichte einzugehen?

In der Hoffnung, dass Sie diese Zeilen nicht bierernst nehmen, dass Ihr Durst in diesen trockenen Tagen gestillt werde und Sie – mit welchem Getränk auch immer – Ihr Leben in Fülle genießen können. Und weil Gott ein Freund des Lebens ist, sind Sie dann ganz sicher in allerbester Gesellschaft.



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur (und nach Auskunft der Mutter ein „Flaschenkind“)