Starke Töne von einem sonst so leisen Bischof

Die Spitze der Friedensbewegung?

Es muss eine eindrückliche Pressekonferenz zur Eröffnung des 101. Katholikentages in Münster gewesen sein. Über einhundert Journalisten waren wie DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen anwesend. In seinem Wochenkommentar beschreibt er seine Eindrücke und spickt diese mit ein paar seiner Gedanken.

 (DR)

Die Stadt Münster, irgendwie ist die Welt dort immer ein Stück mehr in Ordnung als anderswo. Der fromme Bischof Felix Genn ist in diesen Tagen Gastgeber des 101. Katholikentages und liebt die leiseren Töne. Er drängt sich nicht in die Öffentlichkeit. Man findet ihn eher im Dom beim Gebet als im bunten Treiben auf dem Prinzipalmarkt. Aber wenn er es für notwendig hält, kann er auch anders. Wie zum Beispiel am vergangenen Mittwoch.

Bei der Eröffnungspressekonferenz des Katholikentages ist Genn, trotz seiner leisen Stimme unüberhörbar. Denn er hat etwas zu sagen: "Wer, wenn nicht wir Christen sollten an der Spitze einer Friedensbewegung stehen?" fragt Genn die über einhundert anwesenden Journalisten. Jedoch richtet sich diese Frage mit verstecktem Appell nicht an die Medien. "Kritischer Journalismus", so lobt der Bischof, "passt uns vielleicht als Kirche nicht immer, aber ohne ihn hätten wir uns vielleicht in vielen Feldern nicht so weit bewegt."

Trotzdem sieht Genn die Welt aus den Fugen geraten. Machthabern, die mit Fake-News Hass, Unfrieden und Gewalt säen – wie zum Beispiel die der USA, der Türkei, Russlands oder Nordkorea – ruft er zu: „Nicht mit uns!“ Den Kriegen dieser Welt will der Bischof von Münster mit einer großen erneuerten Friedensbewegung nachhaltig entgegentreten. Dabei gehören Christen für Genn in die allererste Reihe.

Besonders eindringlich erinnert Genn auch an den stärker werdenden "unerträglichen" Antisemitismus in Deutschland: "Ich bin Nachkriegsgeneration. Ich hätte nie gedacht, dass wir das noch einmal erleben!" Gerade denjenigen, die Juden oder muslimische Menschen angreifen und ausgrenzen, sagt der Bischof von Münster klipp und klar: "Nicht mit uns! Dumpfe rechtspopulistische Parolen haben weder mit dem Christentum noch mit dem Abendland zu tun."

Auch den eigenen Laden verliert Genn nicht aus dem Blick und räumt auf das Motto schielend ein: "Das Miteinander unter den Bischöfen war in letzter Zeit auch nicht nur friedvoll!" Eine klare Anspielung auf den Konflikt um das Thema Kommunion für konfessionsverschiedene Paare. Aber jetzt gelte es, die Worte seiner Mutter zu beherzigen: "Ihr habt Euch gestritten. Jetzt vertragt euch wieder und dann ist gut!"

Ach, wenn das doch nur so einfach wäre! Noch am gleichen Tag landete eine mahnende Mail mit den Worten von Bischof Voderholzer aus Regensburg in meinem Postfach. Die einmütige Regelung, die der Papst wünscht, sei "nicht leicht zu erfüllen", weil es nur eine Einigung mit dem "gesamten Weltepiskopat" – also mit der Weltkirche – geben könne.

Oh, oh! Das klingt dann doch so, als ob die Welt auch in Münster nicht mehr in Ordnung sein könnte.



Ihr Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur

PS: Wir haben an unserer "Mit-Mach"-Bühne mitten in Münsters City gleich drei Friedensfürsten aufgebaut: Papst Franziskus, den heiligen Franziskus von Assisi und Jesus Christus in den Armen der Gottesmutter Maria. Was meinen Sie, mit welchem Friedensstifter die meisten Selfies gemacht werden? Unser „guter Draht nach oben“ funktioniert also auch in der Stadt des westfälischen Friedens.