Gelebter Glaube

Gott macht sich nicht einfach so vom Acker

Als kirchlicher Medienmensch ist man automatisch immer auch ein wenig Seelsorger ...

 (DR)

Spätestens, wenn um Beispiel andere Gäste einer Geburtstagsfeier mitbekommen, dass man für die Kirche arbeitet, wird an schnell zum Kummerkasten oder Beichtvater. Klagelieder werden da angestimmt: Vom Pastor, der Samstags keine Beerdigungen mehr macht und immer viel zu lange predigt; von der Kindergärtnerin, die wegen ihres neuen Mannes von der Kirche einfach vor die Tür gesetzt wurde; von Bischöfen, die angeblich im Wolkenkuckucksheim leben und nicht wissen, was an der Basis los ist, von Kondomen, die nicht in Afrika verteilt werden dürfen. Gut, es gibt auch Loblieder: Papst Franziskus finden viele gut, geerdet und toll – aber im gleichen Atemzug erklärt man dann, dass man mit diesem ganzen katholischen Laden eigentlich nichts mehr am Hut habe. Wie gerne würde ich dann von meiner Freude am Glauben erzählen, von meinem unerschütterlichen Glauben an die Liebe Gottes, die mich trägt, von einem Gott, der immer da ist, wenn ich ihn brauche. Stattdessen kämpfe ich mich mühsam durch Kirchensteuerdiskussionen und versuche zu erklären, dass  sexueller Missbrauch nichts mit zölibatärem Leben zu tun hat ... 

Aber es gibt auch kostbare Momente, wo ich wirklich meinen Glauben (mit-)teilen kann. Kürzlich erst erzählte mir eine Mutter traurig, ihr ältester Sohn habe leider überhaupt kein Interesse mehr an der Kirche. Es ginge ihr gar nicht darum, dass er schon seit Jahren keine Gottesdienste mehr besuche, aber Gott  spiele im Leben ihres Sohnes überhaupt keine Rolle mehr. Wenn dieser Sohn selber mal Kinder bekomme, dann würden sie "gottlos" erzogen und aufwachsen. Sie wüsste gar nicht, was sie in ihrer Erziehung denn falsch gemacht habe …

Ich glaube nicht, dass die Mutter etwas falsch gemacht hat. Ich weiß, dass sie regelmäßig all ihren drei Kindern von Gott erzählt hat. Dass die Kinder nie ohne ein Nachtgebet und im Vertrauen auf den göttlichen Schutz eingeschlafen sind. Ich glaube daher auch nicht, dass sich beim besagten Sohn der Glaube völlig verflüchtigt hat. Dass sich die Beziehung zu Gott einfach so aufgelöst hat. Nein, Gott mag oberflächlich betrachtet keine Rolle mehr spielen, aber er ist trotzdem da. Seine Liebe hat die Mutter in das kindliche Herz gelegt – und dieser stille Schatz schlummert irgendwo tief im Herzen. Er wird da sein, wenn der Sohn Hilfe und Zuspruch braucht. So wie ein Notstromaggregat, das automatisch angeht, wenn die normale Stromversorgung zusammenbricht. Glaube verdampft nicht einfach so. Gottes Liebe bleibt, da bin ich mir ganz sicher. Kein Mensch kann diese Liebe einfach so abschütteln und hinter sich lassen. Am Ende des Gespräches huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, sie hatte wohl gemerkt, dass ich sie nicht billig trösten wollte, sondern nur meinen Glauben mit ihr geteilt habe. Ein Glaube, den wir uns gegenseitig immer wieder neu zusprechen müssen und der uns trägt auf den hellen und dunklen Wegen unseres Lebens.

In der tiefen Glaubensgewissheit, dass der Gott unseres Lebens sich niemals einfach so vom Acker macht, sondern immer für uns Menschen da ist, grüßt Sie ganz herzlich für das ganze DOMRADIO.DE Team 

Ihr Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur

PS: "DOMRADIO.DE – von führenden Bischöfen empfohlen!" werben wir mit einem zwinkernden Auge. Da wollen wir uns gerne revanchieren und werben an dieser Stelle mal für den täglichen Glaubenszuspruch von unserem Medienbischof Ansgar Puff. Von Montag bis Freitag produziert er nicht nur einen Videoclip, sondern betet jeden Abend um 22 Uhr mit uns das Nachtgebet. So funktioniert unser gute Draht nach oben... ;-)  Dafür dürfen auch Sie ruhig mal die Werbetrommel rühren und diese frohe Botschaft weitersagen …