Ein kleine Stopfkunde

Engel, die Socken stopfen?

DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen heute mit einer kleinen Stopfkunde ...

 (DR)

Ob im Himmel noch Socken gestopft werden müssen? In meinem Theologiestudium wurde diese Frage nicht explizit behandelt, aber meine Mutter war der Ansicht, dass all ihre drei Jungs sämtliche Haus- und Hofarbeiten können mussten. Gegebenenfalls könnte ich also mit den Engeln mithalten. Zwischen den Jahren habe ich zuhause mal wieder meine Socken gestopft, während im Hintergrund die Engelstimmen des Mädchenchores der Christ Church Cathedral "O Holy Night" via CD himmlisch gut sangen. Sockenstopfen lohnt sich doch heute gar nicht, meinen Sie? Oh doch, denn man kann beim Stopfen herrlich und ganz in Ruhe über Gott und die Welt nachdenken. Sie bekommen jetzt meine Stopfdenkergebnisse frei Haus:

Stopfkunde Teil 1: Ganz egal wer zukünftig unser neuer Finanzminister wird: Ich finde, er muss nicht unbedingt sofort ein "Brexitkünstler" sein, aber die Kunst des Sockenstopfens sollte er schon beherrschen. Dann wüsste er zumindest schon mal, dass man selbst die kleinsten Löcher besser sofort stopft, weil die sonst automatisch immer größer werden. Finanzlöcher und Sockenlöcher verhalten sich nämlich völlig gleich.

Stopfkunde Teil 2: Man muss im Leben nicht immer alles hundertprozentig perfekt machen - man darf sich auch mal so durchpfuschen und die Löcher einfach zusammenziehen. Der liebe Gott wird uns am Ende garantiert nicht fragen, ob wir immer perfekt waren (dann wäre er im Himmel ziemlich einsam… ;-) Aber er wird schon fragen, ob ich es wenigstens immer wieder versucht habe und mein Bestes gegeben habe. Und wenn schon meine Frau milde über meine Stopfkünste hinwegsieht, wird ein gnädiger und gütiger Gott bestimmt mit viel Erbarmen über meine vielen Unfertigkeiten schmunzeln.

Stopfkunde Teil 3: Ob der Kölner Kardinal auch selber seine Socken stopft? Auf jeden Fall ist ihm einen lebensnahe Sprache nicht fremd. Im aktuellen Wort des Bischofs ermutigt Woelki inmitten vieler Jugendlicher im Kölner Dom vor dem Schrein der Heiligen Drei Könige sehr anschaulich zur Christusnachfolge: "Jeder Mensch ist von Gott berufen. Die Heiligen Drei Könige wussten das und brachen damals mutig auf. Machen doch auch wir uns endlich auf die Socken - Christus wartet schon auf uns!" Auch ich bin mir ganz sicher: Gott ruft garantiert jeden - ob als engagierte Ordensschwester oder als alleinerziehende Mutter, ob als mutmachender Priester oder als sockenstopfender Familienvater…
Ich wünsche Ihnen gerade jetzt am Anfang des Jahres immer warme Socken und den Mut, zu Ihrer ganz persönlichen Berufung "Ja" zu sagen. Dann sind Sie dem Himmel schon sehr nahe…
Herzliche Grüße vom heimischen Familienferiensofa aus dem ostwestfälischen Dauerregen für das ganze DOMRADIO.DE - Team

Ihr

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur



PS: Auch wenn Petrus derzeit ein wenig übertreibt und Ihr guter Draht nach oben bestenfalls sonnige Musik funken kann: Der Dauerregen wird schon noch aufhören. Aber das Reich Gottes und der Berg ungestopfter Socken haben eines gemeinsam - beide sind ein Stück der himmlischen Ewigkeit und hören niemals auf…