Zur Debatte um das Vaterunser

Und führe uns nicht in Versuchung...

Papst Franziskus ist ja immer wieder für Überraschungen gut: Jetzt hat er angeregt zu überlegen, ob die Übersetzung beim Vaterunser heute überhaupt noch richtig verstanden wird. Es geht ihm um die konkrete Bitte „Und führe uns nicht in Versuchung“.

 (DR)

Beim Vaterunser geht es zwangsläufig nicht um irgendein Gebet. Da das Gebet auf Jesus selber zurückweist, geht es hier automatisch sofort ans Eingemachte. Die Gottesfrage – besser gesagt das richtige Gottesbild – rückt in den Mittelpunkt. Wenn Gott der „gute Vater“ ist, wie kann er dann seine Kinder überhaupt mutwillig in Versuchung führen?

Kluge Professoren beeilten sich zu bekunden, die deutsche Übersetzung sei wortgenau und auch Margot Käßmann forderte: „Lasst das Gebet, wie es ist!“ Unser Kölner Urgestein Pfarrer Franz Meurer betonte, man dürfe nicht nur die eine gute Seite von Gott sehen, und erinnerte an Hiob und dessen Prüfungen.

Unsere DOMRADIO.DE Franziskanerschwester Katharina hingegen freute sich über die Worte des Papstes – schon seit ihrer Kindheit habe sie bei dieser Bitte immer ein komisches Bauchgefühl gehabt... Ebenso zeigen die Rückmeldungen unserer großen Internetgemeinde bei Facebook, dass der Papst hier offenbar in ein Wespennest gestochen hatte. Beim Vaterunser möchte jeder mitreden, und es gibt eine sehr breite Palette von Vorstellungen, wie man das mit dem Vaterunser neu regeln oder eben besser auf gar keinen Fall neu regeln sollte.

Ich weiß nicht, worum es dem Papst wirklich ging. Aber wenn er auch nur im Hinterkopf hatte, dass durch seine ungewohnten päpstlichen Worte wieder Gott selber ins gesellschaftliche Gespräch gerückt werden könne, so darf man ihm einen Volltreffer bescheinigen.

Es ist gut, dass Gott und die Frage nach Gott gerade jetzt, so wenige Tage vor Weihnachten, wieder in den Mittelpunkt kommt. Wenn dann nicht nur über das Grundgebet der Christen landauf und landab heftig diskutiert wird, sondern das Vaterunser wieder inständiger und mit neuem Bewusstsein gebetet wird, dann hat Franziskus zweifelsohne schon jetzt sein Ziel erreicht und die Freude im Himmel darüber wird groß sein.

Ihnen einen gesegneten 3. Adventssonntag, der für Christen überall auf der Welt auch „Gaudete-Sonntag“ heißt. So werden wir daran erinnert, dass Weihnachten und der Herr selber schon vor der Tür stehen: Also freut Euch, Gott will bei Euch Menschen sein!