Predigten

Weihbischof Rolf Steinhäuser im Pontifikalamt am zweiunddreißigsten Sonntag im Jahreskreis

Im heutigen Evangelium erzählt Jesus die Geschichte einer Hochzeit, sagt Weihbischof Rolf Steinhäuser zu Beginn seiner Predigt im Pontifikalamt am 32. Sonntag im Jahreskreis.

Der Evangelist Matthäus beginne die Erzählung der Hochzeit mit den Worten: "Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit 10 Jungfrauen." In Jesu Gleichnis gibt es fünf kluge und fünf törichte Brautjungfern. Alle warten mit einer Öllampe in der Hand auf die Ankunft des Bräutigams und schlafen ein.

Die Klugen wüssten, dass ihre Lampen nicht lange genug brennen und sie Reserveöl benötigen würden. Die anderen Mädchen würden es törichterweise darauf ankommen lassen. Am Ende sind ihre Lampen bei der Ankunft des Bräutigams erloschen und sie stehen, nach erfolgloser Suche nach neuem Öl, vor verschlossenen Türen.

Wie Matthäus das Gleichnis verstanden habe, zeige der Textzusammenhang, so Steinhäuser. Es gehe um die Wiederkunft Jesu Christi am Ende der Zeit, von der wir weder den Tag noch die Stunde kennen. Die 10 Jungfrauen seien die wartenden Christen. Die Verspätung des Bräutigams sei der Aufschub der Wiederkunft. Die Abweisung der törichten Brautjungfern das Endgericht. Die Botschaft an die Gemeinde des Matthäus laute, "seid wachsam, denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde".

Eine solche Geschichte sei für uns heute unverständlich und ärgerlich. Alle zehn Mädchen waren zur Hochzeit eingeladen und alle sind eingeschlafen. Wäre es nicht viel christlicher, wenn die fünf Vorausschauenden ihr Öl mit den fünf anderen geteilt hätten? Und warum müssen alle zu spät kommenden vor der verschlossenen Tür bleiben, fragt Steinhäuser. Hätte nicht Jesus, der Künder von Gottes unendlicher Liebe, die Tür zu dem Hochzeitsmahl auch denjenigen öffnen müssen, die sich keine großen Gedanken gemacht haben?

Vielleicht würde uns ein anderer Schluss besser gefallen als der im Matthäus-Evangelium. Denn da müsse man die Frage stellen, ob die Liebe Gottes das letzte Wort habe, so Steinhäuser. Es bleibe aber auch die Frage, ob die Geschichte von der reinen, bedingungslosen Liebe Gottes nicht uns Menschen dazu verleite diese Liebe einfach ins Kalkül der eigenen Rechnung einzubauen. Und so den heiligen Gott nicht wirklich ernst zu nehmen.

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