Kritik am Umgang mit Missbrauchsfall aus Bistum Trier

Rücktritt gefordert

Ein inzwischen verstorbener Priester aus dem Bistum Trier soll jahrzehntelang Missbrauch begangen und dokumentiert haben. Öffentlich machte das nun sein Neffe. Der Umgang der Kirche mit dem Fall stößt auf Kritik.

Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Nach Bekanntwerden eines Missbrauchsfalls aus dem Bistum Trier stehen kirchliche Verantwortungsträger erneut in der Kritik. Es geht um einen im vergangenen Jahr gestorbenen Priester aus dem Saarland, der jahrzehntelang Missbrauch begangen und in Fotos dokumentiert haben soll.

Der Betroffenenverein "Missbrauchsopfer im Bistum Trier" (Missbit) forderte am Wochenende den Rücktritt des Vorsitzenden der Aufarbeitungskommission im Bistum, Gerhard Robbers. Er soll dem Neffen des Priesters, der den Fall aufdeckte, laut "Rhein-Zeitung" dazu geraten haben, die belastenden Fotos zu verbrennen. Missbit sprach von einem "unsäglichen Vorgang", mit dem sich Robbers für die Aufarbeitung disqualifiziert habe. Ihm fehle die Perspektive der Opfer. Die Fotos seien Beweismaterial. Sie könnten etwa für Anträge auf Zahlungen für erlittenes Leid wichtig sein.

Kritik auch aus der Politik

Robbers teilte auf Anfrage zu dem Fall mit: "Die Unabhängige Aufarbeitungskommission geht den Vorgängen – wie in allen entsprechenden Fällen üblich – mit Nachforschungen in den Akten und Gesprächen weiterhin nach." Zur Kritik an seiner Person äußerte er sich bis Sonntagnachmittag nicht.

Aus der Politik kommt Kritik am Handeln des Bistums. Die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) kündigte an, eine eigene Stelle einzurichten, an die sich mögliche Opfer des Priesters wenden können. Ziel sei eine transparente Aufarbeitung.

Streichert-Clivot kritisierte das Bistum in der "Saarbrücker Zeitung" dafür, nicht über die Vorwürfe gegen den Priester informiert und das Bildungsministerium nicht in die Aufarbeitung einbezogen zu haben.

Bereits 1971 Hinweise auf übergriffiges Verhalten

Der Priester war bis 1999 zwanzig Jahre an einer Schule im Saarland eingesetzt. Dabei soll es bereits 1971 Hinweise auf übergriffiges Verhalten gegeben haben. Daraufhin sei der Mann aber nur zeitweise versetzt worden.

"Ich empfinde es als zutiefst beschämend, wie ein Mensch, über dessen Straftaten offensichtlich kirchliche Verantwortliche seit Jahrzehnten Bescheid wussten, trotzdem in einem Umfeld eingesetzt wurde, in dem er Zugang zu Kindern und Jugendlichen hatte", so die Ministerin. Das Bistum äußerte sich am Wochenende nicht zu den Vorwürfen und zur Kritik am Vorsitzenden der Aufarbeitungskommission.

Priester genoss hohes Ansehen

Die "Rhein-Zeitung" machte den Fall in der vergangenen Woche öffentlich. Demnach soll der Neffe des Priesters im Haus des Verstorbenen nach dessen Tod Kisten mit Fotografien und Filmen gefunden haben. Die Bilder zeigten unbekleidete Heranwachsende, von denen einige erkennbar minderjährig seien. Die Aufnahmen sollen von den 1960er Jahren bis in die 2000er Jahre reichen. Die Motive würden immer drastischer und seien teilweise eindeutig pornografisch.

Der Priester wurde nach Angaben des Bistums 2012 sanktioniert, durfte keine Messen mehr feiern, und der Umgang mit Jugendlichen wurde ihm verboten. Zuvor genoss er hohes Ansehen; wegen seines Engagements für Afrika wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Kommission zur Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Trier

Die "Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier" (UAK) hat sieben Mitglieder. Dem Gremium gehören Missbrauchsbetroffene wie auch Fachleute aus verschiedenen Berufen an. Die Kommission wurde durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann im Juni 2021 berufen. Vorsitzender und Sprecher des Gremiums ist der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers (SPD).

Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht (KNA)
Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA