Wochenimpuls: Schönen Sonntag sagt Susanne

Heute besuche ich mich

"Und? Hast du dich am Wochenende gut erholt?" - "Mist, ich wusste, dass ich irgendwas vergessen hab."

Das hab ich neulich auf einer Facebook-Kachel gelesen und geschmunzelt. Aber so banal und lustig das ist, irgendwie blieb der Spruch bei mir hängen.

Gerade in den vergangenen Monaten hab ich das Gefühl, sind auch die Wochenenden wieder ganz schön voll. Veranstaltungen, Feiern, Treffen hier und da. Dies und das ist noch zu erledigen, muss noch gemacht werden.

Wo bleibt in all dem Trubel Zeit, sich zu erholen?

"Heute besuche ich mich. Mal sehen, ob ich zuhause bin". Diese beiden Sätze sind von Karl Valentin.

Karl Valentin war ein schlaksiger Kerl mit spitzer Nase und in Bayern zuhause. Er war Kabarettist, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller.

Und Karl Valentin war sich im Klaren darüber, dass er nicht nur im Jenseits weiterleben wird, sondern auch im Diesseits, in den Filmen mit ihm, die auch nach seinem Tod aufgeführt werden. "Es gibt also in unserer Gegenwart zwei Weiterleben nach dem Tode: eines im Jenseits und eines im Kino" – das war seine Erkenntnis.

Diese Erkenntnis finde ich herrlich - und auch den Gedanken, sich selbst zu besuchen.

Ein Besuch ist ja was Schönes, wir bereiten uns darauf vor, freuen uns darauf, überlegen, wie es so wird.

Aber irgendwie steckt in dem Satz "Heute besuche ich mich. Mal sehen, ob ich zuhause bin" natürlich auch eine Menge Augenzwinkern.

Soweit lasse ich es doch lieber gar nicht kommen, dass ich mich selbst besuchen muss und mich dann auch noch frage, ob ich überhaupt zuhause bin.

Trotz Trubel ein wenig Zeit jeden Tag für sich reservieren: zum Spazierengehen, Beten, Meditieren, Lesen oder einfach Nix-Tun. Das muss drin sein, das nehme ich mir vor.

Und besonders das Wochenende ist zum Luftholen da! Darum wünsche ich Ihnen heute einen erholsamen Sonntag!

Ihre Susanne Becker-Huberti

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