Predigten

Romwallfahrt: Abschlussmesse in St. Paul vor den Mauern

"Was wirklich zählt, nimmt man oft erst dann wahr, wenn man mit einer gewissen Distanz auf die Dinge schaut" , so Erzbischof Rainer Maria Woelki in seiner Predigt in der Basilika St. Paul vor den Mauern. Das gelte erst recht, wenn die Dinge uns vertraut seien, sagte Woelki und zieht einen Vergleich zu den Emmaus-Jüngern, die Jesus erst spät erkannten. Die Pointe gelte auch heute noch: 

"Wir sollen leben wie Jesus, auferstehen, als ganze Menschen, mit Leib und Seele." Und was das "noch Tollere" ist: "Das fängt nicht irgendwann erst einmal an, wenn wir tot sind. Nein, das hat schon längst begonnen. Wir stehen schon mitten in diesem ewigen Leben. Begonnen hat es mit der Taufe. Denn mit der Taufe erhalte der Mensch Anteil am Leben des auferstandenen Christus." Deswegen sei schon dieses irdische Leben so wichtig und kostbar und nichts von dem, was wir tun und sagen, werde verloren gehen, all das gehöre schon zum ewigen Leben und müsse deshalb auch Bestand haben vor Gott. Das ewige Leben beginne da, "wo wir für die Sünde sterben", zitierte Woelki den Apostel Paulus.

Für das alltägliche Leben eines Christs bedeutet das: "Es meint, endlich aufzuhören, nur für sich selber zu leben, endlich aufzuhören nur aus sich selber zu leben, als ob es Gott nicht gebe." Gott dürfe nicht nur eine Randfigur in unserem Leben sein, die nur nach eigenem Belieben Teil an unserem Leben hat. 

Für Gott zu leben meint, endlich "anzufangen, uns Gott ganz zu verdanken", betonte der Kardinal. Denn das Leben sei einem jeden Menschen von Gott geschenkt worden. "Dieses Sich-verdankt-wissen will täglich gelebt und angesprochen werden." Zum Beispiel im Gebet, im Gespräch mit Gott - oder auch in der eigenen Lebensführung: "Es will täglich neu lernen, so zu leben wie Jesus, ein neuer, ein anderer Christus werden, sodass Christus durch mein Leben hindurchscheinen kann."

Dazu müsse man sich fragen, was Gott von einem wolle, was er von einem erwarte. Wenn wir uns diese Frage jeden Tag stellen werden, dann verändere sich unser Alltag, versprach der Kardinal. "Unser Alltag bekommt dadurch eine neue Qualität." Der Unterschied liege darin, dass man die anstehenden Aufgaben, die alltäglichen Dinge bewusst erleidge, "aus dem Glauben heraus, mit einer inneren Hingabe, mit einer Hingabe an Jesus." Das bedeute es, als Getaufter zu leben und den Willen Gottes zu erfüllen.

Konkret sprach Kardinal Woelki die Situation von Schülern an, die ihr Leben noch weitestgehend planen müssen: "Klar kann ich sagen: Wichtig ist, dass es mir gut geht, dass ich einen guten Beruf habe, einen Menschen finde, der mit mir durch das Leben geht." All das sei wichtig. Aber die entscheidende Frage lautet - so der Kardinal: "Was will Gott von mir?" Denn das zu erkennen, mache glücklich. 

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