Predigten

Predigt aus dem Kölner Dom (12.10.2008)

28. Sonntag im Jahreskreis.
Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. domradio.de übertrug am 28. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Es zelebrierte Domkapitular Prof. Dr. Norbert Trippen. Es sang das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Prof. Eberhard Metternich. Die Orgel spielte Domorganist Winfried Bönig.

Jesus ist der Bote des nahen Gottesreiches. Er überbringt den Menschen in Israel die Einladung des Vaters. Die meisten nehmen es gerade noch zur Kenntnis, aber mehr geschieht nicht. Geht es uns anders? Wie dicht ist das Gewebe aus Verpflich-tungen, Zeitdruck, Sachzwängen, Abhängigkeiten, das uns einschnürt, uns blind und taub und letztlich unansprechbar macht? Welche Freude oder welches Leid könnte diese dicke Schutzschicht unserer Seelen durchstoßen? Sie schützt uns ja nicht; sie hält uns nur davon ab, das Glück unseres Lebens zu finden. Wir sind eingeladen zu einem Fest, das unser Leben belebt, das Tod in Leben verwandelt.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Eingeladen zu sein, einmal nicht dafür sorgen zu müssen, dass ein Essen auf den Tisch kommt, das tut gut, besonders Familienfrauen, die Tag für Tag andere bewir-ten. Aber eigentlich tut es uns allen gut. Bei einem Menschen zu Gast zu sein, der sich für uns Mühe gibt, dem etwas an uns liegt, das stärkt Leib und Seele. Hier ist es Jahwe selbst, der einlädt. Er ruft nicht nur das Bundesvolk Israel zu Tisch, sondern alle Völker. Und es gibt nicht nur Erbsensuppe und Brot; Gott gibt ein Festessen mit Spitzenweinen und delikaten Speisen, wie es sich bei einem großen Bankett gehört. Doch was Jesaja nun berichtet, sprengt jeden Rahmen: Alles, was das gute gemein-same Leben bedroht, Hunger und Schmerz, Verblendung und Leid, vor allem aber der bittere Tod, verliert auf diesem heiteren Festmahl seine Macht.
Gelingt es uns, bei unseren gemeinsamen Mahlzeiten einen Funken dieser Festfreu-de aufleuchten zu lassen? Zeigt sich Gottes Menschenfreundlichkeit im gottesdienst-lichen Mahl?

Zweite Lesung
Das Verhältnis zwischen der Gemeinde von Philippi und ihrem Apostel ist offenbar sehr gut. Paulus, dem seine Unabhängigkeit so wichtig ist, lässt sogar zu, dass man ihn während seiner Gefangenschaft finanziell unterstützt. Denen, die ihm großzügig geholfen haben, dankt Paulus von ganzem Herzen. Und er verheißt ihnen, dass sie durch ihr Geben in eine Bewegung der Liebe hineingenommen sind, die von Gott ausgeht und auch ihnen Leben in Fülle bringt.

Evangelium
Aus der Gerichtsandrohung des Täufers wird bei Jesus die Botschaft vom Evangeli-um. Jesus hat keine rosarote Brille auf, dennoch schätzt er die Situation Israels an-ders ein als Johannes. Das prägt nicht nur seine Verkündigung, sondern auch seinen Lebensstil und die Lebensform seiner Vertrauten. Die ersten Jünger, die Jesus be-ruft, ruft er, um nicht alleine feiern zu müssen. Was gibt es zu feiern? Die Hochzeit Gottes mit seinem Volk! Jesus ist davon überzeugt: Gott wird seine Braut in die Wüs-te führen, um sie sich anzutrauen - trotz ihrer Schuld (vgl. Hos 2,6-22). Das Fest, das Jesus verkündet und das er nicht alleine feiern möchte, ist das Hochzeitsfest Gottes mit seinem Volk. Bald spüren die Menschen, dass das neue Treueverhältnis zwischen Gott und Mensch in Jesus selbst beginnt. Sein Kommen ist das Fest! Dem Evangelium trauen, aus der Vorfreude und mit Festfreude leben, darum geht es. Ha-ben wir keine Einladung erhalten?
Ein Beitrag vom Domradio Köln