Predigten

Predigt aus dem Kölner Dom (09.11.08)

Weihetag der Lateranbasilika
Pontifikalamt aus dem Kölner Dom.
domradio.de übertrug am Weihetag der Lateranbasilika das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom live. In seiner Predigt betonte Joachim Kardinal Meisner die Bedeutung des Gotteshauses Kirche "als Ort, wo Gott gesucht und gefunden werden möchte". Kirchen müssten "offene Häuser" sein.

Weihetag der Lateranbasilika
Kaiser Konstantin schenkte im Jahre 342 der Kirche in Rom das Gebiet des heutigen Lateran und ließ darauf eine Basilika errichten. Nach Verwüstungen und Zerstörungen durch Erdbeben und Brände wurde die Kirche 1726 neu erbaut. Der Kirchweihtag der Lateranbasilika ist der 9. November. Dieser Tag ist auch heute ein Anlass, über die rechte Weise nachzudenken, Gott ein Haus zu bauen.

Der Prophet Ezechiel sieht unter der Schwelle des Tempels Wasser hervorströmen, so hören wir in der ersten Lesung. Es fließt ostwärts, bewässert Wüsten und verwandelt sie in blühende Landschaften. Im alten Orient gehörten Flüsse zum Bild vom Paradies: Lebendiges Wasser verhieß Leben in Fülle, göttlichen Segen. Wasser ist köstlich und kostbar. Die Kriege der Zukunft werden um Wasser geführt werden, warnen heute Experten. Der Tempelquell ist da ein wichtiges Sinnbild, ein Gegenbild, ein Vorbild. Ein Vorbild auch für unsere Gotteshäuser: Wenn wir das Leben miteinander teilen, sprudelt aus Gottes Quelle Wasser für alle.

Wortgottesdienst

Erste Lesung

Wunder gibt es immer wieder. Was ist das eigentlich, ein Wunder? Ein Wunder ist ein Ereignis von Gott her, das uns staunen macht. Vom Tempel aus sieht der Seher Ezechiel ein wunderschönes Bild. Zu schön, um wahr zu sein? Was Ezechiel erkennt, gibt auch uns Grund zur Hoffnung. Die Schöpfung ist nicht missglückt, sie ist unser Glück. Wir brauchen Gott nicht zu misstrauen, wir dürfen ihm trauen. Gott hat sich aus dieser Welt nicht resigniert zurückgezogen. Er ist und bleibt der "Ich-bin-da", als den ihn das Volk Israel erfuhr und wir mit ihm erfahren dürfen. Wenn wir Gott Zutritt zu uns gewähren, wirkt Gott Wunder, mitten unter uns. Gott handelt nicht gegen uns und nicht ohne uns, sondern mit uns und durch uns. Darum gibt es Wunder, immer wieder.

Zweite Lesung
"Auf diese Steine können Sie bauen." Mit diesem Slogan machte eine Bausparkasse jahrelang auf ihre Angebote aufmerksam. Auf welche Steine bauen wir? Wohlstand, Gesundheit, Sicherheit, das sind zweifellos wichtige Güter. Wenn sie aber zum Grund- und Eckstein eines Lebens werden, versteinert das Leben und wir mauern uns selbst ein. Paulus macht auf eine andere Möglichkeit, auf eine andere Wirklichkeit, aufmerksam: Die Christinnen und Christen selbst sind Gottes Bau und Jesus Christus ist das Fundament. Doch wie kann das gehen: ein Fundament, das wirklich trägt und wirklich lebt? Ein Gebäude, das eine Heimat und zugleich eine Baustelle ist? Christwerden heißt eben viel mehr, als einen Bausparvertrag zu unterzeichnen.

Evangelium
Die Tempelreinigung, die historisch am Ende des Weges Jesu stand und seine Festnahme mit auslöste, stellt das Johannes-Evangelium bewusst an den Anfang; Kreuz und Auferstehung Jesu sind so von Anbeginn an präsent. Jesus ist um den Tempel besorgt, der von einer Stätte vertrauender Verehrung zu einem Ort der Gier und Gewinnsucht geworden ist. Johannes zeigt uns einen radikalen, ja recht rabiaten Jesus. Auch heute ereifern sich Menschen, wenn es um ihre Kirche geht. Alte und neue Missstände, viel zu weit gehende oder heillos versandete und blockierte Reformen werden beklagt. Ohne den Eifer ihrer Mitglieder würde die Kirche in ihren Strukturen erstarren. Zum heiligen Eifer gehört aber auch die Bereitschaft, sich immer wieder neu zu orientieren: an Jesus Christus, dem lebendigen Ort, an dem Himmel und Erde aufeinandertreffen.
(Quelle: Messbuch 2008, Butzon & Bercker Verlag) Ein Beitrag vom Domradio Köln