Predigten

Predigt aus dem Kölner Dom 03.08.08

18. Sonntag im Jahreskreis
Kapitelsamt aus dem Kölner Dom
domradio übertrug am 18. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Prof. Norbert Trippen. Es sang der Ferienchor mit Mitgliedern des Bonner Elisabeth-Chores und der Domkantorei Köln unter der Leitung von Winfried Krane. An der Orgel spielte Domorganist Ulrich Brüggemann. Sie hörten die Missa Brevis von G.P. da Palestrina.

Es gehört zu unserem Wesen als Menschen, dass nichts Endliches unseren Hunger und Durst nach Leben ganz stillen kann. Zwar meinen wir manchmal, wenn ich dieses oder jenes bekomme, dann bin ich zufrieden, dann bin ich glücklich, dann brauche ich nichts mehr weiter. Doch so ist es nicht. Die Sehnsucht, die Gott in uns hineingelegt hat, ist auf diese Weise nicht zu befrieden. Nur der unendliche Gott vermag diese Sehnsucht letztendlich zu stillen: Er, der Wasser des Lebens (Joh 4,14), Brot des Lebens (Joh 6,48) und eine alle dämonischen Mächte sprengende Liebe schenken kann. Wer sich ihm öffnet, darf in sich und um sich herum, auch in Dingen und Menschen, das Wunder eines Lebens erfahren, das genügt, das wirklich satt werden lässt.

Wortgottesdienst

Erste Lesung

Was macht uns wirklich satt? Der Hungerkünstler in der gleichnamigen Erzählung von Franz Kafka sagt am Ende: "Ich muss hungern, ich kann nicht anders ..., weil ich nicht die Speise finden konnte, die mir schmeckt. Hätte ich sie gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen gemacht und mich vollgegessen wie du und alle." Was stillt unseren Hunger, der immer wieder nicht nur ein leiblicher Hunger ist, sondern auch ein seelischer, ein Hunger nach unendlichem Leben? Im Letzten wohl nur der unendliche Gott selbst, der immer wieder, auch über Brüche hinweg, uns seinen Bund anbietet, wie damals den Israeliten nach der schlimmen Erfahrung des Exils.

Zweite Lesung

Als Christ brauche ich nicht die Augen zu verschließen vor der Realität der Welt. Auch Christen sind den Bedrängnissen dieser Welt nicht enthoben. Deshalb ist der hymnische Schluss von Paulus' Gedankengang (Röm 5-8) nicht realitätsfern und abgehoben. Nein, Paulus benennt alle Gegensätze und Spannungen dieser Welt, die uns Menschen immer wieder im (Würge-)Griff haben, ja manchmal fast zu zerreißen drohen: Hunger und Verfolgung, Krankheit und Trauer, Gewalten der Höhe und der Tiefe, Tod und Leben. Aber Paulus ist überzeugt davon und hat es, wie manche christliche Zeugen nach ihm, bereits erfahren: Jesus, der Christus, der herabgestiegen ist, der sich den Spannungen stellte und "durch-gekommen" ist, er steht uns zur Seite, auf dass auch wir, die auf ihn Getauften, von all diesen Anfechtungen nicht verschlungen werden. Denn Christi Liebe ist stärker.

Evangelium

Ist Jesus ein Zauberer? Eine oberflächliche Betrachtung der Brotvermehrungsgeschichte könnte das nahelegen. Doch das widerspräche der abweisenden Haltung, die Jesus dem Versucher gegenüber einnimmt, als der ihn herausfordert: "Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird" (Mt 4,3). Der Schlüssel zur Brotvermehrungsgeschichte liegt in der Aufforderung Jesu: "Gebt ihr ihnen zu essen." Man könnte sie so übersetzen: Schaut, was da ist. Auch wenn es nur wenig ist, bringt es ein, teilt es. Dann kann Gott alles andere dazugeben (Mt 6,33). Ihr werdet sehen: es reicht, ja mehr als das! Ein Wunder, das auch wir heute noch vielfältig erleben können. Dieses Wunder geschieht in besonderer Weise im Gefolge des letzten Mahles Jesu mit seinen Jüngern, das im heutigen Evangelium anklingt. Jesus ist in höchster Bedrängnis, er ist ganz unten und doch kündigt er seine Liebe nicht auf, sondern verteilt sich im Zeichen von Brot und Wein. Und was geschieht? Dieses Mahl wird zur Geburtsstunde der Eucharistie, die seitdem immer wieder den unendlichen Hunger von Menschen stillt.

(Quelle: Messbuch 2008, Butzon & Bercker Verlag) Ein Beitrag vom Domradio Köln