Predigten

Predigt aus dem Kölner Dom (02.11.2008)

Liebe über den Tod hinaus
Allerseelen in den deutschen Bistümern -Die Predigt spricht Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. Katholiken in aller Welt haben am Wochenende das Fest Allerheiligen gefeiert und am Allerseelentag der Toten gedacht. Auch Millionen Deutsche besuchten die Friedhöfe, wo Gräber gesegnet und Kerzen angezündet wurden, die die Hoffnung auf eine Auferstehung der Toten symbolisieren. Seit dem achten Jahrhundert wird Allerheiligen von der katholischen Kirche als Feiertag begangen. Der Allerseelentag wurde 200 Jahre später von den Mönchen des französischen Klosters Cluny eingeführt.

domradio übertrug an Allerseelen das Pontifikalrequiem aus dem Kölner Dom. Es zelebrierte der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner. In seiner Predigt wies er auf die über den Tod hinaus währende Liebe der Menschen hin. "Die Liebe unserer Mitmenschen, die uns einmal im Leben beiseite standen, geht weiter", sagte Meisner. Auch die Solidarität und Dankbarkeit dauerten über den Tod hinaus an.

Das Gedenken an die Toten sei wichtig, betonte der Erzbischof.
Oftmals würden sich viele erst mit dem Tod ihrer Mitmenschen der Dankbarkeit für alles Gute erinnern, das zu Lebzeiten als selbstverständlich angenommen wurde. Der am Vortag gefeierte Allerheiligentag mach deutlich, dass die Sorge um die Toten unbegründet sei. Sie hätten Teil an der Liebe Gottes.

Allerseelen in Bamberg, Regensburg, Augsburg und Limburg
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick forderte mehr Nachdenklichkeit und Tiefgang in der Gesellschaft. "Andernfalls nimmt die Entwertung der Werte und das Loslösen von den guten Traditionen, die uns tragen und halten, weiter zu." Als negatives Beispiel nannte er Halloween. Solche Partys der Spaßgesellschaft würden organisiert, um "sich nicht mit Vergehen und Sterben konfrontieren zu müssen".

Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller sagte, dass klare Ziel der Menschen müsse die Heimat bei Gott in der Gemeinschaft der Heiligen sein. In Augsburg beklagte Bischof Walter Mixa eine wachsende materielle und geistige Armut in der Gesellschaft. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass auch heute noch Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt würden, etwa die chaldäischen Christen im Irak.

Vor einer "Diktatur der Diesseitigkeit und einer Gier nach Gewinn, die so tut, als könnten wir das Leben besitzen" hat Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst (Limburg) gewarnt. In seiner Predigt am Gedenktag Allerseelen sagte der Bischof im Hohen Dom zu Limburg: "Weil das letzte Hemd keine Taschen hat, sind es allein die offenen Hände der Hingabe, die Gott ergreifen kann, um uns zu sich heimzuholen."

Zugleich warnte der Bischof von Limburg davor, "die Tragweite unseres Glaubens zu verkürzen und seine Botschaft zu verharmlosen". Gott lasse sich nicht verniedlichen: "Er möchte ernst genommen werden in der Radikalität seiner Hingabe und Liebe für uns, die bis in den Tod geht, weil er uns ernst nimmt in unseren Grenzen und Leiden." Ein "kuscheliger Glaube" sei nicht österlich, denn das Leben sei anders: "Manchmal ist es grausam, oft scheint so belastend zu sein, wo Menschen an den Rand ihrer Kräfte und Möglichkeiten kommen oder sich gar am Abgrund von Schuld und Verzweiflung sehen." Gott gehe in seinem Sohn Jesus Christus "die Wege und Umwege, die Abwege und Irrwege so weit mit, bis der Mensch aufwacht zur Heimkehr."

Nach den Worten Tebartz-van Elsts ist Gott "sich nicht zu schade in unser Dunkel hinein zu steigen". Er halte sich nicht heraus: "Gott steht mittendrin in den Kämpfen, die Menschen niederstrecken." Am Gedenktag Allerseelen haben Katholiken ihre Verwandten und Bekannten vor Augen - "die, denen wir uns nahe fühlten, mit denen wir das Leben teilten und denen wir verdanken, was wir sind. " Gott habe sich aufgemacht, sie alle heimzuholen. "Gott holt den Menschen heraus aus den Gräbern der Verfallenheit. Im Angesicht des Todes wird uns oft erst das Verfallsdatum menschlicher Pläne und Verwirrungen bewusst", erklärte der Bischof von Limburg.

"Die Blickrichtung der Menschen, die uns vorangegangen sind mit dem Siegel des Glaubens, prägt unsere Einstellung zum Tod", formulierte der Bischof. Er sagte in seiner Predigt am Sonntag wörtlich: " So, wie wir nahe Menschen im Glauben sterben sehen, gewinnen wir Perspektive für unser Leben." Verstorbene seien in die "bewegende Nähe Gottes" vorgerückt: "Unser Gebet für sie lässt uns nicht nur am Allerseelentag in diese Nähe schauen, die auch unser Zuhause ist."

Allerseelen ist im Festjahr der römisch-katholischen Kirche der Tag, an dem durch Gebet, Almosen und Fürbitte die Leiden der sogenannten armen Seelen oder der Verstorbenen im Fegefeuer erleichtert werden sollen. Allerseelen folgt dem Allerheiligen am 1. November. In der evangelischen Kirche wird der Verstorbenen am Ewigkeitssonntag gedacht. Er ist der letzte Sonntag vor dem ersten Adventssonntag und damit der letzte Sonntag des christlichen Kirchenjahres. Ein Beitrag vom Domradio Köln