Predigten

Kardinal Woelki im Pontifikalamt zur Marienfeier des Lourdes-Vereins

Zunächst blickte der Kölner Erzbischof auf die Folgen der Corona-Pandemie, die Kirche und Gesellschaft in den vergangenen Monaten so stark getroffen haben. Gerne wäre er selbst in diesem Jahr nach Lourdes gefahren, so Kardinal Woelki, aber sei coronabedingt nicht möglich gewesen. "In diesen Tagen aber dürfen wir unser Vertrauen und unsere Hoffnung auf die Fürsprache und die Fürbitte der Gottesmutter setzen", so Woelki.

Besonders dürfe man derzeit auch an die vielen Kranken denken, die von der Corona-Pandemie heimgesucht wurden. Und die Folgen seien nicht nur gesundheitlicher Natur. Die Aufmerksamkeit lenkt Kardinal Woelki auch auf all jene, die unter der Isolation leiden, die die Corona-Maßnahmen mit sich bringen und auch die wirtschaftlichen Folgen seien nicht zu vergessen. So hätten viele Menschen im Zuge der Krise ihre Arbeit verloren.

"Sie alle wollen wir in diesen Stunden mitnehmen vor die Grotte," führt Kardinal Woelki aus.

Aber auch die eigenen Sorgen und die Sorgen des Erzbistums könne man mitnehmen: Sorgen um die geistlichen Berufungen und "nicht zuletzt auch um eine geistliche Erneuerung unseres Erzbistums und unserer Pfarreien, wie wir sie im Letzten versuchen, anzustoßen auf unserem Weg einer Evangelisierung mit dem pastoralen Zukunftsweg."

Wir wissen uns von Maria gehört und verstanden, erklärte Woelki mit Blick auf die Gottesmutter. "Weshalb gilt ihr unsere Verehrung und unsere Liebe?", fragt der Kölner Erzbischof – und antwortet: Sie gelte ihr, "weil sie die Mutter des Herrn", "Mutter des Lebens" und "die neue Eva" sei.

Eva und Maria

Seit der Zeit der Kirchenväter werde Maria Eva gegenübergestellt. Eva sei die "Stammmutter aller Menschen", zugleich aber auch "die verführte Verführerin – durch ihre und durch Adams Sünde, durch ihren Ungehorsam Gott gegenüber, verlieren Adam und Eva ihre ursprüngliche Heiligkeit und Gerechtigkeit, die sie von Gott her nicht nur für sich persönlich erhalten hatten", sondern auch "stellvertretend für alle Menschen" erhalten hatten, erklärt Erzbischof Woelki. Alle Menschen seien seither in die Sünde Adams und Evas verwickelt.

Maria aber sei "das Gegenbild zu dieser Eva", so Woelki. Maria sei die Mutter "eines neuen Geschlechts, des Geschlechts der durch Jesus erlösten – der durch Jesus versöhnten und befreiten Menschen." Vom ersten Augenblick ihres Daseins an sei Maria frei von der Erbsünde. "Von Anfang an ist sie ganz von der Liebe und von der Gnade Gottes umfangen, sodass kein Makel und keine Sünde sie berührte." Auch in ihrem Leben sei sie frei von Sünde geblieben.

Das Bild Mariens

"Du Begnadete", nenne sie der Engel im Evangelium. Maria selbst aber nennt sich nur "Magd des Herrn". Sie "bringt sich vor Gott als Magd, sie bringt sich vor ihn als Geschöpf, dass keinen Anspruch vor Gott" erhebe, sagt Kardinal Woelki. Im Gegenteil stelle sie sich dem Anspruch Gottes, sie gebe "sich ganz in Gottes Hände". So werde Maria zur "neuen Eva" und zur Gottesmutter. "Sie ist die Begnadete, sie ist die unbefleckte Empfängnis, so wie sie sich Bernadette Soubirous in der Grotte gezeigt" habe.

"Hat Gott uns Maria dadurch nicht irgendwo in eine weite Ferne entrückt?", fragt der Erzbischof. "So hoch erhoben, dass wir quasi gar keinen Zugang mehr zu ihr haben, ob ihrer Heiligkeit?", und weiter: "Was hat uns Gott mit dieser Erwählung Mariens angetan?"

In Maria schenke uns Gott ein "Zeichen der Hoffnung". Er zeige, was er mit uns allen vorhat, so Woelki. "Wir dürfen und wir sollen sie daher als das Urbild und den Anfang der Kirche verehren," denn in ihr habe begonnen, "was wir alle sein werden. Maria ist von Ewigkeit her von Gott erwählt worden."

Verschiedene Gottesgnaden

Maria war schon ohne Sünde, und sie blieb frei von Sünde, "wir dagegen werden von der Sünde befreit", – aber das Ziel sei das Gleiche: "Von aller Sünde gereinigt dürfen wir einst mit der makellosen Mutter unseres Herrn ebenfalls makellos bei Gott leben", erläutert Kardinal Woelki.

Auch Maria sei eine Erlöste, "eine von Christus erlöste. Sie ist die Erste der Erlösten, sie ist das Urbild der Erlösten, die Mutter der Erlösten – und damit die Mutter des Lebens, dass uns ihr Sohn am Kreuz erwirkt hat." Gott wolle uns an diesem Leben einen Anteil geben, so der Kölner Erzbischof, "uns allen, so wie Maria."

Wer mit ihm wie Maria den Weg des Dienens und des Glaubens, des Gehorsams gegangen sei, den ließe der Herr nicht allein, den wolle er teilhaben lassen "an sich selbst, an seinem dreifaltig-flutenden ewigen Leben," so Kardinal Woelki.

"Christ, erkenne deine Würde!", so habe es Papst Leo der Große einmal seinen Gläubigen zugerufen. "Woran könnten wir diese Würde und die damit verbundene Schönheit besser erkennen als an der Mutter des Herrn."

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