Wochenkommentar

Ich bin fremd hier …

Können Sie mir bitte sagen, wie ich zum Dom komme? Als Tourist freut man sich, wenn einem geholfen wird. Millionen von Deutschen sind in diesen sonnigen Tagen ausgeflogen. Haben ihre vertraute Heimat hinter sich gelassen. Erobern Neuland – entdecken als Touris das Unbekannte. Wer an seinem Urlaubsort dann auch noch auf das vertraute Bier oder Essen verzichtet, lernt Land und neue Leute richtig kennen. Der Austausch mit anderen Kulturen fasziniert. Wie anders aber sieht es aus, wenn uns der Fremde vor der eigenen Haustür begegnet: Dem Touristen, der hier am Dom nach dem Weg zum Hauptbahnhof fragt, wird natürlich noch gerne geholfen – er verlässt das Land ja auch bald wieder. Aber bei all denjenigen, die nicht wieder in ihre Heimatländer zurückkehren können, weil dort Hunger und Elend, Krieg und Terror herrschen, bleibt unser Herz viel zu oft kalt und die Tür zu. Flüchtlinge sollen nach Ansicht vieler lieber da bleiben wo der Pfeffer wächst. Während so die einen qualvoll auf ihrer Flucht im Mittelmeer ertrinken, plantschen nur ein paar Meter weiter Hunderttausende im gleichen Badewasser. Mein Gott, was für eine verrückte Welt. Hier die Fremde, die uns anzieht – dort der Fremde, der uns Angst macht. Gott hat seinen Sohn genau mitten in diese völlig verrückte Welt geschickt. Jesus Christus liefert keine Reisetipps für die wertvollsten Wochen des Jahres. Aber seine Botschaft, die ein Leben lang glücklich macht, ist ganz klar: „Denkt immer daran: Ich war fremd, und ihr habt mir Heimat geben! Habt doch keine Angst – ich bin bei Euch bis an die Enden der Erde!“ Ihr Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur

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