Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Gaudete - geht das?

Jetzt am 3. Advent feiern Christen überall auf der Welt den "Gaudete-Sonntag". Der hat seinen Namen vom lateinisch-liturgischen Eröffnungsvers des Tages: "Gaudete - Freut Euch im Herrn zu jeder Zeit!" Die Hälfte der Adventszeit ist hinter uns - die Vorfreude auf die Geburt Christi darf sich in unseren Herzen breit machen. Aber zu jeder Zeit freuen? Geht das überhaupt? 

Ich freue mich nicht über den Krieg in der Ukraine - über den Unfrieden überall auf der Welt. Ich freue mich nicht über Armut, Hunger und all die Ungerechtigkeiten auf der Welt. Nein - ich freue mich auch nicht über die Klimazerstörung, deren Folgen auch bei uns immer mehr sichtbar werden. Soll ich mich über den Tod meines Vater - über die Krankheit meiner Kollegin freuen? "Freut Euch im Herrn zu jeder Zeit?" Was für ein Anspruch! Es gibt so viele dunkle Momente, Momente der Traurigkeit und Einsamkeit, die mein Herz schwer machen. 

Aber irgendwie weiß ich auch, dass wir uns trotz all der Dunkelheiten unsers Lebens nicht einfach aufgeben dürfen. Das Schwere und Dunkle gehört zu unserem Leben, so unerträglich es auch oft ist. Aber: Wir Christen sind Kinder des Lichts. Wir hoffen auf das Licht der Welt. Den Heiland und Erlöser. Diese Freude ist größer. Immer. "Noch einmal sage ich Euch: Freut Euch! Denn der Herr ist nahe!" Phil 4,5

Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur

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