Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Jesus pfeift auf die Rechtsprechung!

Ich hatte das Glück, bei der Premiere der Passionsspiele in Oberammergau dabei zu sein. Die Leidensgeschichte Jesu hat mich beeindruckt. Richtig neu beeindruckt, obwohl ich die Geschichte von Kindesbeinen an kenne.

Da wird einer von Pontius nach Pilatus geschickt und unschuldig vor Gericht gezerrt. Hohepriester - Stadthalter - König, keiner will sich die Finger schmutzig machen. Und was macht Jesus? Er verteidigt sich nicht einmal! Er holt sich keinen Anwalt. Er klagt nicht selber an. Er hat weder Sorge um seinen guten Ruf noch um sein Leben. Er fordert selbst nach dem Todesurteil keine Berufung. Denn er weiß, dass die, die das Recht sprechen, keine richtige Macht über ihn haben.

Jesus hält sich nicht am Recht dieser Welt fest: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit - alles andere wird euch dazugegeben!" Ein Jesus, der auf die Rechtsprechung dieser Welt pfeift, weil es ihm um das Gesetz von Liebe und Barmherzigkeit geht. Auf der Bühne in Oberammergau sahen die Hohepriester ganz schön alt aus. Selbst der geschundene Leichnam Jesu strahlte in den Armen seiner Mutter mehr Leben aus. Seine Worte, seine Frohe Botschaft, die man im Herz mit nach Hause nehmen konnte, war aktueller denn je.

Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur

 

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