Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Jugend hakt Kirche ab

"Die heutige Jugend ist böse, gottlos und faul!" Nein, dies ist kein aktuelles Zitat, sondern schon gut 3000 Jahre alt. Es findet sich auf einer babylonischen Tontafel. Die Klagen über die gottlose und verdorbene Jugend sind so alt wie die Menschheit. Dennoch macht es mir Sorgen, wenn sich aktuell nur noch 43 Prozent der deutschen Jugendlichen als christlich ansehen. Glaube und Religion steht bei der Bewältigung von Krisen für junge Menschen an allerletzter Stelle. Und das ist kein Vorurteil oder eine Meinung, sondern das Ergebnis der aktuellen Trendstudie "Jugend in Deutschland - Sommer 2022".

Kirche hat die Jugend von heute abgehakt. Sie spielt in ihrem Alltag fast keine Rolle mehr. Für die Jugend von heute ist Bares wirklich Wahres: 57 Prozent der Befragten unter 21 Jahren finden Geld als sehr leistunsmotivierend. Es gelingt den Kirchen offensichtlich kaum noch, die Frohe Botschaft unter das junge Volk zubringen. Die Kirche von heute gilt als unsexy und unattratkiv. Hier gibt es für kirchliche Verantwortliche also viel, sehr viel zu tun.

Auch Jugendkirchen, Jugendpfarrer, Jugendbischöfe und Jugendverbände stehen vor einer echten Herkulesaufgabe. Ich glaube übrigens nicht, dass die heutige Jugend nur böse, gottlos und faul ist. Ich kann aber gut verstehen, dass eine Kirche, die Frauen nur in die zweite Reihe stellt, in der Wiederverheiratete und queere Menschen nur am Rand zugelassen werden, für die Jugend von heute - und nicht nur für die Jugend - eine Kirche von gestern ist. 

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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