Wochenkommentar: Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen

Die Kirche wird bunt – Und das ist gut so!

Als wenn die Katholische Kirche in diesen Tagen nicht schon genug Probleme hätte: Noch bevor die Bilanz des Schreckens, das jüngste Gutachten über das Versagen der Münchner Erzbischöfe, eingeschlossen den späteren Papst Benedikt XVI, richtig verdaut ist, da kommt die nächste Hiobsmeldung. Das Thema Kirche und Homosexualität ist immer für eine Überraschung und Schlagzeilen gut.

Filmemacher Hajo Seppelt – der legt sich sonst eher mit dem IOC und Dopingsündern an – hat einen bemerkenswert aufrüttelnden Film für die ARD gedreht. Da bekennen sich über 100 kirchliche Mitarbeitende aus allen Diözesen Deutschlands zu ihrer nicht-heterosexuellen Orientierung oder geschlechtliche Identität. Sie zeigen öffentlich mutig ihr Gesicht. Wer die Tücken des kirchlichen Arbeitsrechtes kennt, der weiß, welches Risiko sie damit eingehen; teilweise bis zur möglichen Kündigung. Weil es eben nicht in das Bild und die Lehre der Kirche passt. Aber hier genau liegt das Problem. In einer Zeit, wo bunte Regenbogenfahnen überall von den Kirchtürmen wehen, muss die Kirche endlich ihre Sexuallehre und auch ihr Arbeitsrecht dringend anpassen. Beim Synodalen Weg könnten schon in der nächsten Woche die Weichen dafür gestellt werden.

Wenn der Aachener Bischof Helmut Dieser sich im Film offen für das kirchliche Versagen und die Verletzungen, die die Kirche in diesem Bereich verursacht hat, entschuldigt, wird deutlich: Die Zeit ist reif. Die Kirche wird bunt. Und das ist gut so!

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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