Film über das Zweite Vatikanische Konzil

Dom Helder Camara und der Katakombenpakt

Es klingt nach Verschwörung und Geheimnis. Tatsächlich muss die Situation etwas Geheimnisvolles gehabt haben, als 40 Bischöfe aus verschiedenen Erdteilen während des Zweiten Vatikanischen Konzils in die Katakomben Roms hinabstiegen. Ein TV-Film erinnert nun an diesen 16. November 1965.

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
Zweites Vatikanisches Konzil (KNA)
Zweites Vatikanisches Konzil / ( KNA )

In einer antiken Kathedrale feierten sie einen Gottesdienst und unterzeichneten anschließend ein ungewöhnliches Dokument: Die Bischöfe verpflichteten sich darin, in Zukunft auf allen Prunk, Luxus und Ehrentitel zu verzichten. Sie wollten arm leben und für die Rechte der Armen streiten. Anschließend reichten sie das Dokument unter den in Rom versammelten Bischöfen weiter. Am Ende hatten 500 Konzilsteilnehmer den Text unterschrieben.



An diese Ereignisse erinnern Bernd Seidl und Wolfgang Rommel am Montag um 23.30 Uhr in der ARD in der Dokumentation "Der Katakombenpakt - Das geheime Vermächtnis des Konzils". Der Entschluss zu diesem Pakt reifte während der Konzilsjahre bei regelmäßigen Treffen, die der engagierte brasilianische Weihbischof Dom Helder Camara im Haus der brasilianischen Bischöfe abhielt. Seit Beginn seiner Laufbahn als Priester hatte er sich für die Belange der Armen eingesetzt. 1963 forderte er die Teilnehmer des Konzils in einem offenen Brief auf, alle Zeichen des Reichtums abzulegen, um so den arbeitenden Menschen näher zu kommen.



1964 zum Erzbischof von Olinda und Recife ernannt, setzte Dom Helder nach seiner Rückkehr aus Rom die Versprechen des Paktes konsequent um. Er verließ das erzbischöfliche Palais, wohnte in der Sakristei einer Kirche in einem Armenviertel, verzichtete auf Dienstwagen und Sekretär. Sein Einsatz für die Armen und mehr Gerechtigkeit brachte ihn bald in Konflikt mit der Militärdiktatur.



Auch die Geschichte eines Bischofs

"Der Katakombenpakt" ist nicht nur ein Film über ein Dokument der Kirchengeschichte, sondern auch über die Gedanken des charismatischen brasilianischen Bischofs. Die Autoren befragten Zeitgenossen und Weggefährten und zitieren aus den vielen Briefen, die Dom Helder in Rom geschrieben hat und die einem Tagebuch gleichen. Gleichzeitig werfen sie einen Blick zurück in eine Zeit, die geprägt ist vom Kalten Krieg. Vielen galt deshalb das soziale Engagement des Bischofs als verdächtig. Er selbst beschrieb das mit den Worten: "Wenn ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten."



Betroffen macht, dass Vieles von dem, was damals formuliert wurde, heute noch immer aktuell ist. Der Katakombenpakt hat auf eigene Weise nachgewirkt. Liest man ihn heute, hat man nicht das Empfinden, dass darin Altes und Überkommendes steht. Es ist ein Verdienst von Bernd Seidl und Wolfgang Rommel, das Augenmerk auf das fast vergessene Dokument gelenkt zu haben.



Hinweis: "Der Katakombenpakt - Das geheime Vermächtnis des Konzils", Film von Bernd Seidl und Wolfgang Rommel. ARD, Mo 26.11., 23.30 - 0.15 Uhr. Mit Untertiteln für Hörgeschädigte.