Papst ernennt neuen Erzbischof für Minsk

Zurückhaltender Regimekritiker

Die belarussische Hauptstadt Minsk bekommt einen neuen katholischen Erzbischof. Papst Franziskus ernannte Juzaf Staneuski, bisher Weihbischof in Grodno, zum Metropolitan-Erzbischof von Minsk-Mogiljow, wie der Vatikan  mitteilte.

 (DR)

Er wird Nachfolger von Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz. Am 3. Januar, seinem 75. Geburtstag, hatte der Papst den vom Kirchenrecht vorgesehenen Amtsverzicht Kondrusiewiczs angenommen worden, kurz nachdem dieser wieder nach Belarus einreisen durfte. Zuvor hatte ihm Präsident Alexander Lukaschenko vier Monate lang die Rückkehr in sein Geburtsland nach einem kurzen Polen-Besuch untersagt. Hintergrund war Kondrusiewiczs Kritik an brutaler Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten, die gegen eine Fälschung der Präsidentenwahl vom August 2020 durch das autoritäre Minsker Regime protestierten.

Bisher Generalsekretär der belarussischen Bischofskonferenz

Staneuski (52) stammt aus der Region um Grodno im Westen des Landes an der Grenze zu Polen. Nach der Priesterweihe 1995 war er zunächst in der Pfarreiseelsorge tätig, bevor er zum Studium des Kirchenrechts an die Katholische Universität im polnischen Lublin ging. Es folgten Aufgaben in der Seelsorgerausbildung und Verwaltung seiner Heimatdiözese Grodno. Ende 2013 ernannte ihn der Papst zum Weihbischof. Seit April 2015 ist Steneuski Generalsekretär der Belarussischen Bischofskonferenz.

Kirche steht politisch unter Druck

Die katholische Kirche in Belarus erlebt seit langem massive staatliche Repressionen. Staneuski kritisierte das Regime in der Vergangenheit zurückhaltender als Kondrusiewicz. In seinem Internet-Blog auf dem Kirchenportal catholic.by rief der damalige Weihbischof im August 2020 mit Blick auf die politische Krise im Land dazu auf: "Besiege das Böse durch das Gute." Dabei berief er sich auf den Priester Jerzy Popieluszko (1947-1984) der polnischen Demokratie- und Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc (Solidarität). "Lehnen Sie Betrug ab, sagen Sie ihren Nächsten die Wahrheit!", so Staneuski damals.

Das Erzbistum Minsk-Mogiljow (belarussisch: Minsk-Mahiljou) entstand 1991 aus den 1783 und 1798 gegründeten Bistümern Mogiljow und Minsk. Mit 670.000 Katholiken zählt es die meisten Mitglieder aller vier belarussischen Diözesen. Das Bistum Grodno hat allerdings deutlich mehr Pfarreien.


Bisheriger Minsker Erzbischof Kondrusiewicz / © Bob Roller (KNA)
Bisheriger Minsker Erzbischof Kondrusiewicz / © Bob Roller ( KNA )
Quelle:
KNA