Kirche muss laut Theologen um ihre Glaubwürdigkeit kämpfen

Ernst der Lage nicht erkannt

Die Theologen Hans-Joachim Sander und Rainer Bucher fordern mehr Offenheit und Selbstreflexion in der katholischen Kirche. Mit ihrer abnehmenden Glaubwürdigkeit stehe die Kirche vor allem in der westlichen Welt "auf der Kippe".

Kreuz auf einer Kirchturmspitze / © Chaz Muth (KNA)
Kreuz auf einer Kirchturmspitze / © Chaz Muth ( KNA )

Das schreiben die österreichischen Autoren in einem zweiteiligen auf dem Internet-Blog feinschwarz.net am Mittwoch und Freitag veröffentlichtem Beitrag.

"Bestandsgefährdende Ausmaße"

Die von Sander und Bucher ausgemachte "Erosion" der Kirche durch steigende Kirchenaustritte sowie öffentlichen Protest der Gläubigen habe "zunehmend bestandsgefährdende, mindestens delegitimierende Ausmaße" angenommen.

Papst Franziskus räume die Probleme zwar ein, etwa mit dem ausführlichen Report zum wegen Missbrauchs angeklagten ehemaligen US-Kardinal Theodore McCarrick und der jüngsten Entscheidung zur Einschränkung der traditionellen Messe. Die "Erosionen" aufzuhalten, übersteige aber die Fähigkeiten des Papstamts, so die Autoren.

Begriff "Kirchenkrise" ist falsch

Es sei jedoch unangebracht, von "einer Krise der Kirche" zu sprechen, ergänzen die Theologen. Denn dadurch werde der Eindruck erweckt, die Probleme seien überraschend gekommen.

Innerhalb der Kirche sei aber schon seit Jahrzehnten davor gewarnt worden, dass eine Verharmlosung der strukturellen Missstände der Institution letztlich auf die Füße fallen werde: "Daher mag man von der 'Krise der katholischen Kirche' gar nicht mehr hören als Theologe - und als Theologin wahrscheinlich noch weniger. Man mag es nicht mehr hören, weil es so etwas von nicht überraschend ist."

Gründe und Folgen der Erosion

Aus Sicht der Autoren hängen sowohl der sexuelle Missbrauch durch Priester und dessen Vertuschung durch führendes Kirchenpersonal als auch die nicht gegebene Gleichberechtigung von Männern und Frauen als große "Übel" an der globalen Kirche: "Das wird sie nicht los und das wird sie auf lange Zeit nicht loswerden. Deshalb verliert sie massiv an Glaubwürdigkeit, und das wird auf absehbare Zeit so weitergehen."

Auch für Theologen gehe es nun darum, sich einzugestehen, dass die Kirche keinen allgemeingültigen Anspruch auf Glaubwürdigkeit mehr besitze: "Niemand, der jetzt Bischof ist, wird im restlichen Verlauf seiner aktiven Zeit wieder eine glaubwürdige Kirche repräsentieren."

Die Verantwortlichen müssten nun Menschenrechtsdefizite abbauen, eine strukturierte Konflikt- und Entscheidungskultur schaffen sowie verlorenes Vertrauen zurückerlangen: "Der Verfall der Glaubwürdigkeit wird sich nicht abschwächen, solange der Ernst der Lage nicht benannt, ernsthaft anerkannt und reumütig bekannt wird.»"


Quelle:
KNA