Südafrikanischer Kardinal Napier nennt Gewalt "Covid der Seelen"

"Größte Tragödie des Landes"

Die gewalttätigen Ausschreitungen in Südafrika sind für Kardinal Wilfrid Fox Napier "beängstigend". Die Folgen von Zerstörung und Gewalt mit mehr als 200 Toten würden die Wirtschaft und die Bevölkerung des Landes noch lange begleiten

Gewalt in Südfrika / © Kim Ludbrook (dpa)
Gewalt in Südfrika / © Kim Ludbrook ( dpa )

Das sagte der im Juni emeritierte Erzbischof von Durban "Vatican News" am Dienstag. Die Gewalt sei wie ein "Covid der Seelen", das die Nation im Griff habe und die Lebenswege und Hoffnungen vieler Menschen zerstöre.

Dabei gebe es in der südafrikanischen Gesellschaft weiterhin den Traum, Apartheid und Rassismus hinter sich zu lassen, betonte Napier. Dieser Traum sei überlagert worden von "selbstsüchtigen Interessen von Individuen und Kleingruppen, besonders in der Regierungspartei, dem African National Congress".

Eine kleine Zahl von Leuten stelle Privatinteressen über die Interessen des Landes. "Sie sind bereit, die Zukunft des Landes zu opfern, um an der Macht zu bleiben", beklagte Napier. Dies sei die größte Tragödie des Landes.

Papst-Appell beim Mittagsgebet

Der Papst hatte sich am Wochenende besorgt über die verbreiteten Gewalttaten in Südafrika geäußert. Diese verschlimmerten die Lage der Menschen, die infolge der Pandemie bereits unter wirtschaftlichen und gesundheitlichen Schwierigkeiten leiden, sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Mit den Bischöfen des Landes appellierte er "an alle Beteiligten, sich für Frieden einzusetzen und mit den Behörden bei der Hilfe für die Bedürftigen zusammenzuarbeiten".

In Südafrika waren bei Protesten und Plünderungen vergangene Woche mehr als 210 Menschen gestorben. Beobachter sprechen von "historischer Gewalt" und den schlimmsten Ausschreitungen seit Beginn der Demokratie 1994.

Die Anarchie folgte auf die Inhaftierung von Ex-Präsident Jacob Zuma, den das Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt hatte. In mehreren Städten steckten Demonstranten Lastwagen, Zuckerrohrfelder und Einkaufszentren in Brand. In Durban und Johannesburg kam es nach Plünderungen zu Lebensmittel- und Benzinengpässen.


Quelle:
KNA