Kirchen im südlichen Afrika fordern Dialogprozess für Eswatini

Kirchenrat will vermitteln

Die Kirchen im südlichen Afrika fordern einen Dialogprozess für das Königreich Eswatini (ehemals Swasiland). Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt kommt es dort seit Wochen zu Gewalt und Unruhen.

Flagge des Königreichs Eswatini auf der Uniform eines Soldaten / © Bumble Dee (shutterstock)
Flagge des Königreichs Eswatini auf der Uniform eines Soldaten / © Bumble Dee ( shutterstock )

Auslöser für die Proteste Tausender Bürger war die Tötung eines Studenten durch die Polizei im Mai. Mit einem Aufruf zu Frieden und Dialog versuche der Kirchenrat von Eswatini nun zu vermitteln, sagte dessen Generalsekretär, Pfarrer Zwanini Shabalala, dem vatikanischen Pressedienst Fides (Samstag).

Dies werde nicht einfach, aber es sei der einzige Weg, "von dem Gott will, dass wir ihn als Kirche fördern", so Shabalala. Dazu aktiviere der Kirchenrat traditionelle politische Strukturen sowie die Zivilgesellschaft, darunter die regionalen ökumenischen Gremien wie die Gemeinschaft Christlicher Räte im Südlichen Afrika, die Gesamtafrikanische Kirchenkonferenz und den Ökumenischen Rat der Kirchen. Damit wolle man Druck auf afrikanische und internationale Organisationen ausüben, "damit die Situation in Eswatini zur Priorität wird", erklärte der Generalsekretär.

Kirche beklagt fehlende Zukunftsperspektive

Zusätzlich habe die Corona-Pandemie die prekäre soziale wie wirtschaftliche Lage weiter verschlimmert. "Viele haben ihre Arbeit verloren, die Armutsquote im Land ist gestiegen", gab Shabalala zu bedenken. "Für junge Menschen sind die Bildungs- und Berufschancen geschwunden, und wenn junge Menschen keine Zukunft sehen, wird die Situation brisant."

Bei den Demonstrationen hatten überwiegend junge Menschen politische Reformen, mehr Mitsprache über den neuen Premierminister und weniger Privilegien für König Mswati III. gefordert. Der Monarch regiert das Königreich zwischen Südafrika und Mosambik mit eiserner Faust. Während 59 Prozent der Bevölkerung Eswatinis in Armut leben, führen Mswati und seine 15 Frauen ein Luxusleben. Bei den Protesten der vergangenen Wochen kamen Berichten zufolge mindestens 60 Menschen ums Leben. Auch Papst Franziskus und UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet riefen zu Frieden in dem afrikanischen Binnenstaat auf. Stattdessen fürchten Beobachter, dass bald Kriegsrecht in dem bergigen Königreich herrschen könne, eines der ärmsten Länder der Welt.

Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien 1968 hatte König Sobhuza II. das Mehrparteiensystem abgeschafft. Seitdem zerschlägt die Polizei regierungskritische Proteste unter Anwendung von Anti-Terror-Gesetzen.


Quelle:
KNA